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Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Sylvia Weigelt
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Aussehen, Größe und Lage des nicht mehr erhaltenen Hospitals sind erschlossen: Es handelte sich wohl um ein Fachwerkhaus, das nordöstlich der Burg, auf halber Höhe des Weges von der Wartburg nach Eisenach, auf dem heutigen Elisabethplan, stand. Auf dem oberen künstlich angelegten Plateau des Elisabethplans sind 2006 Reste einer Mauer romanischen Ursprungs freigelegt worden, die allem Anschein nach zu dem von Elisabeth errichteten Hospital gehörte. Der Grundriss des Hospitalgebäudes soll sieben mal zehn Meter mit einer Mauerstärkte von 85 Zentimetern betragen haben. Wahrscheinlich verfügte das Hospital über eine eigene Kapelle oder einen Altarraum. Ursprünglich hatte man das Hospital etwa fünfzig Meter weiter hangabwärts bei der Quelle vermutet.
Zum 700. Todestag Elisabeths wurde hier ein Holzkreuz errichtet. Es trägt die Inschrift: »An dieser Stelle hat die hl. Elisabeth 1226 ein Siechenhaus gegründet und ihre Werke der Barmherzigkeit ausgeübt«.
Auf den Mauern des Hospitals soll Friedrich der Freidige (+1323) ein kleines, Elisabeth geweihtes, Kloster errichtet haben, das er mit sechs Franziskanermönchen besetzte, die ihren Unterhalt von der Wartburg bezogen. Dieses Kloster soll mehrere Reliquien Elisabeths besessen haben, darunter einen Mantel »himmelblau, mit kleinen, goldenen Bildchen hier und da verziert«, der noch um 1430 als Messgewand gedient habe (nach Rothe). Andere Reliquien, ein Gürtel, ein Napf und ein Löffel, sind seit 1491 verschwunden, nachdem die Franziskaner sie zur Geburtshilfe nach Weimar ausgeliehen hatten.
Die Mönche dieses Klosters waren es, die links von der heutigen Auffahrt zur Wartburg, kurz vor dem sogenannten Droschkenplatz, einen Bild- oder Heiligenstock – einen Stein mit einer Öffnung oben, wahrscheinlich mit einem Kruzifix geschmückt – aufgestellt hatten. Der heute als ‚Welsbachstein’ bekannte Stein war zur Erinnerung an das Rosenwunder aufgestellt worden: Wie die Leute erzählen, stand gleich unter der Wartburg – oberhalb der Elisabethkapelle und nahe an der Kniebreche – ein Baum, in den ein gut sichtbares Kreuz gehauen war. An genau dieser Stelle ereignete sich nämlich dieses göttliche Wunder … . Der Baum wurde später gefällt, doch damit man sich dieses Ereignisses weiter erinnere, wurde ein steinernes Bildnis errichtet, der genannte Bildstock, heute »Welsbachstein«.
Luther: »Aber wenn ein Fürst oder Fürstin einmal in ein Spital ginge und diente da den armen und wüsche ihnen die Füße etc., wie man es von der heiligen Elisabeth liest, oh das wäre ein trefflich Ding.« (Tischreden)
400 m Wanderung zur Burg hinauf
Unterwegs: Legende Brot und Rosen, ein Wunder, das sich auf dem Weg von der Burg in die Stadt ereignete:
»Ludwig war unten in der Stadt Eisenach gewesen und befand sich gerade wieder auf dem Wege zur Wartburg. Auf halbem Wege nun traf er Elisabeth mit einer ihrer liebsten Jungfrauen, die geradewegs von der Burg kamen. Beide waren – in Körben unter ihren Mänteln verborgen – reichlich beladen mit Fleisch, Eiern und Fladenbroten, die sie den Bedürftigen unten in der Stadt bringen wollten.
Der Landgraf hatte wohl ihre aufgeblähten Mäntel wahrgenommen und fragte – vielleicht aus Neugier, vielleicht aus Übermut – was sie darunter versteckt hielten. Also sprach er: »Laßt sehen, was ihr so mit euch tragt«, und dabei schlug er auch schon ihre Umhänge zurück. Elisabeth war darüber so erschrocken, dass sie gar nichts antworten konnte. Aber was für ein Wunder! Alles, was sie bei sich trugen, war in Rosen verwandelt! Darauf konnte Ludwig nicht anders, als Elisabeth liebevoll zu umarmen.
Doch er hatte Elisabeths Erschrecken sehr wohl bemerkt und weil ihm das sehr Leid tat, wollte er sie mit freundlichen Worten wieder etwas aufmuntern. Wie groß aber war sein Erstaunen, als er plötzlich die Krone des gekreuzigten Christus auf ihrem Haupte sah. Da wollte und konnte er sie nicht länger aufhalten, sondern ermunterte sie, ihren Weg ruhig und ohne Furcht fortzusetzen. Ausdrücklich bat er sie, weiter für die Bedürftigen und Kranken Sorge zu tragen und sich dabei auch nicht um sein Gerede zu kümmern.
Er aber setzte seinen Weg fort und dachte darüber nach, welche unglaublichen Dinge Gott da mit seiner Elisabeth trieb, und nahm sich vor, dieses Ereignis in seinem Herzen zu bewahren.
Wie die Leute gemeinhin erzählen, stand gleich unter der Wartburg – oberhalb der Elisabethkapelle und nahe an der Kniebreche – ein Baum, in den ein gut sichtbares Kreuz gehauen war. An genau dieser Stelle ereignete sich nämlich dieses göttliche Wunder, von dem ich euch gerade berichtet habe. Der Baum wurde zwar später gefällt, doch damit man sich dieses Ereignisses auch weiterhin erinnere, wurde ein steinernes Bildnis an der Stelle errichtet, wo das Wunder einst geschah.« (Brot und Rosen, S. 71)
Die Wartburg ist als der Ort überliefert, an dem sich zahlreiche Wunder um Elisabeth ereigneten. [z. B. Mantelwunder, Speisewunder, Kreuzes- oder Eliaswunder]
Abb.: Foto: Jens-Fietje Dwars.
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