Person
Ort
Thema
Christian Hofmann
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Liebe Kolleg*innen, Freunde und Gäste des Schillerhauses,
liebe Frau Halwas, Lieber Herr Dr. Krischke, lieber Herr Reichl,
sehr geehrter Herr Lenz, Sehr geehrter Herr Klinge,
herzlichen Dank für die wunderbaren Worte, die Sie gefunden haben, um unser kleines Museum zu würdigen! Es bedeutet uns sehr viel! Und entsprechend aufregend war der ganze Prozess bis zum heutigen Tag.
Im Letzten Jahr haben wir das Bewerbungsportfolio fertiggestellt… und immer von Gedanken begleitet: Haben wir alle Aspekte unserer Arbeit erwähnt, ist es schlüssig, hat es Chancen?
Dann das lange Warten bis zur ersten Erleichterung als es hieß, wir seien eine Runde weiter und die Fachjury ihren Besuch im Schillerhaus ankündigte. Neue Aufregung machte sich breit, wie vermitteln wir die Komplexität des Museums, unserer museumspädagogischen Angebote und all die anderen Dinge, die im Schillerhaus passieren? Und all das in 60 allerhöchstens 90 Minuten? Mit einem engagierten Team!
Wir bereiteten eine kleine Teegeselligkeit vor, wie sie um 1800 in solchen Häuser des Öfteren stattfanden und bei Kaffee und Tee aus Sammeltassen wurde das Museumskonzept kurz erläutert, es gab einen umfangreichen Einblick in unser museumspädagogisches Wirken. Max sprach über das Fundbüro der verlorenen Worte, welches Sie vielleicht im Garten schon wiedergefunden haben und das Team stellte sich vor. Meinem Team möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken! Dank an Angela und Johanna, sowie Runi und Max, und auch an Christiane und Marcello, die damals noch dabei waren. Danke, dass Ihr Euch einbringt und all die Ideen mit umsetzt.
Nach dem Besuch der Jury ging es doch ganz schnell, schon zwei Tage nach der Bereisung der Fachjury klingelte das Telefon. Die Ruhe des Reformationstag wich der Freude, als Frau Schlabach mir mitteilte, dass die Jury dem Schillerhaus den Museumspreis zuerkannte.
Dank gilt natürlich auch der Jury, die das Engagement wahrgenommen hat, wie wir unsere Ideen umsetzen, wie wir versuchen die akademische Schwere, die mitunter immer noch an Schiller und Goethe klebt, aufzubrechen und neue Wege der Annäherung zu finden.
Mit dieser Auszeichnung wird nicht nur der Ort geehrt, sondern die fortdauernde Auseinandersetzung mit Schiller, dem adligen und bürgerlichen Leben um 1800. Diese Auseinandersetzung gab es in Rudolstadt immer. Der beste Beweis ist dieses Haus, welches letztendlich aus dem Bemühen von einigen engagierten Bürgerinnen und Bürger entstand. Sie bündelten Ideen, erarbeiten Pläne, stellten Konzepte auf, stritten nicht nur in Stadtratssitzungen und akquirierten Fördermittel, so dass heute auf den Tag genau vor 16 Jahren das Schillerhaus eröffnet werden konnte. Auch Ihnen, den engagierten Schillerfans von damals, ist mit dem Preis ein Denkmal gesetzt und der Stadt, dass sie sich dieses Museum leisten will! Dieses bürgerliche Engagement setzt sich weiter fort, davon können Sie sich heute Abend überzeugen, wenn das ehrenamtliche Team unseres Fördervereins sie mit Flammkuchen und Wein im Schillerbistro bewirtet, schon in der zweiten Saison übrigens!
Wir sehen den Preis als Anerkennung unserer Arbeit. Der Preis zeichnet nicht die unmittelbar messbaren Größen aus, die den Stadtkämmerern am Herzen liegen. Bei dem Preis geht es nicht darum, wie viel Eintrittsgelder generiert wurden oder viele Gäste durchs Museum streifen. Statt den Zahlen ist es mir als Pädagoge und Museumsmensch unendlich wichtiger, wenn zB eine Besucherin sich irgendwann nach dem Museumsbesuch wieder Schiller erinnert und in seinen Texten schmökert, überlegt , ob Franz oder Karl der bessere Moor ist oder ob man sich vor aufgestellten Hüten verbeugen sollte oder ob vergiftete Limonade ein gutes Mittel gegen Liebeskummer ist?
Der Preis honoriert zum einen die ästhetische und lebendige Präsentation der Sammlung und macht so Schillers Ästhetik erlebbar, quasi eine direkte ästhetische Erziehung. Und zum anderen zeichnet der Museumspreis unsere Bildungs- und Vermittlungsarbeit aus. Es ist nicht quantifizierbar, wie viel gemeinsame Museumserfahrungen wert sind oder welchen Wert es für das gesellschaftliche miteinander hat, wenn man Schiller als Ausgangspunkt für ein identitätsstiftendes Nachdenken über das Gestern, Heute und Morgen nimmt.
Neulich war eine 6. Klasse im Museum, die Jungs vermuteten in der ausgestellten Teemaschine von Schillers Schwägerin Caroline einen alten Fußballpokal. Die Kundigen unter Ihnen wissen natürlich, dass der Fußball in seiner heutigen Form erst 60 Jahre nach Schillers Rudolstädter Sommer 1848 in Cambridge etabliert wurde. Oder ein weiteres Beispiel aus einer anderen Klasse: In Charlottes Zimmer zeigen wir ihren Schreibsekretär. Für einige Mädchen war sofort klar, dass das der Schminktisch von Charlotte sei. So prallen Lebenswelten aufeinander – Offenheit in der Interpretation und freie Assoziation und Transfer aus aktuellen Lebenswelten – ein Perspektivwechsel also ohne Kunsthistorische Brille. So verstehen wir unseren Ansatz bei musealen Vermittlung. Wir nehmen die Besucherinnen und Besucher ernst. Dadurch entstehen Dialog und Gespräch und letztendlich auch Verständnis für andere Lebenswelten. Wenn Sie unser Räuberlabor, immer am letzten Mittwoch im Monat, besuchen, können Sie aktiv sein, Dinge mit Ihren Händen und Ihrem Körper spielerisch ausprobieren und so ganzheitlichen in die Schillerzeit um 1800 eintauchen. Sie wissen ja, der Mensch ist nur dort ganz Mensch, wo er spielt. Vertrauen Sie auf Schiller, kommen Sie vorbei, wann immer Sie mit uns spielen Sie wollen. Überzeugen Sie sich von der guten Wahl der Jury.
Lassen Sie mich nun mit einem Schillerzitat enden, leicht modifiziert und erweitert von einer lieben Museumskollegin, die meinte dieser Spruch passe perfekt auf unser Haus
»Kannst du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunstwerk, Mach es zunächst wenigen recht, mache neugierig, mach die Tore, Ohren, Augen, und Herzen weit – und immer mehr Menschen zu gefallen ist nicht schlimm…« (Gedichte. Tabulae Votivae, in: Musenalmanach für das Jahr 1797.)
Herzlichen Dank!
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]