Dankrede von Christian Hofmann zur Verleihung des Museumspreises der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen am 9. Mai 2025 im Schillerhaus Rudolstadt

Person

Friedrich von Schiller

Ort

Schillerhaus Rudolstadt

Thema

Aktuelles

Autor

Christian Hofmann

Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Liebe Kolleg*innen, Freunde und Gäste des Schillerhauses,

liebe Frau Hal­was, Lie­ber Herr Dr. Krischke, lie­ber Herr Reichl,

sehr geehr­ter Herr Lenz, Sehr geehr­ter Herr Klinge,

 

herz­li­chen Dank für die wun­der­ba­ren Worte, die Sie gefun­den haben, um unser klei­nes Museum zu wür­di­gen! Es bedeu­tet uns sehr viel! Und ent­spre­chend auf­re­gend war der ganze Pro­zess bis zum heu­ti­gen Tag.

Im Letz­ten Jahr haben wir das Bewer­bungs­port­fo­lio fer­tig­ge­stellt… und immer von Gedan­ken beglei­tet: Haben wir alle Aspekte unse­rer Arbeit erwähnt, ist es schlüs­sig, hat es Chancen?

Dann das lange War­ten bis zur ers­ten Erleich­te­rung als es hieß, wir seien eine Runde wei­ter und die Fach­jury ihren Besuch im Schil­ler­haus ankün­digte. Neue Auf­re­gung machte sich breit, wie ver­mit­teln wir die Kom­ple­xi­tät des Muse­ums, unse­rer muse­ums­päd­ago­gi­schen Ange­bote und all die ande­ren Dinge, die im Schil­ler­haus pas­sie­ren? Und all das in 60 aller­höchs­tens 90 Minu­ten? Mit einem enga­gier­ten Team!

Wir berei­te­ten eine kleine Tee­ge­sel­lig­keit vor, wie sie um 1800 in sol­chen Häu­ser des Öfte­ren statt­fan­den und bei Kaf­fee und Tee aus Sam­mel­tas­sen wurde das Muse­ums­kon­zept kurz erläu­tert, es gab einen umfang­rei­chen Ein­blick in unser muse­ums­päd­ago­gi­sches Wir­ken. Max sprach über das Fund­büro der ver­lo­re­nen Worte, wel­ches Sie viel­leicht im Gar­ten schon wie­der­ge­fun­den haben und das Team stellte sich vor. Mei­nem Team möchte ich an die­ser Stelle ganz herz­lich dan­ken! Dank an Angela und Johanna, sowie Runi und Max, und auch an Chris­tiane und Mar­cello, die damals noch dabei waren. Danke, dass Ihr Euch ein­bringt und all die Ideen mit umsetzt.

Nach dem Besuch der Jury ging es doch ganz schnell, schon zwei Tage nach der Berei­sung der Fach­jury klin­gelte das Tele­fon. Die Ruhe des Refor­ma­ti­ons­tag wich der Freude, als Frau Schla­bach mir mit­teilte, dass die Jury dem Schil­ler­haus den Muse­ums­preis zuerkannte.

Dank gilt natür­lich auch der Jury, die das Enga­ge­ment wahr­ge­nom­men hat, wie wir unsere Ideen umset­zen, wie wir ver­su­chen die aka­de­mi­sche Schwere, die mit­un­ter immer noch an Schil­ler und Goe­the klebt, auf­zu­bre­chen und neue Wege der Annä­he­rung zu finden.

Mit die­ser Aus­zeich­nung wird nicht nur der Ort geehrt, son­dern die fort­dau­ernde Aus­ein­an­der­set­zung mit Schil­ler, dem adli­gen und bür­ger­li­chen Leben um 1800. Diese Aus­ein­an­der­set­zung gab es in Rudol­stadt immer. Der beste Beweis ist die­ses Haus, wel­ches letzt­end­lich aus dem Bemü­hen von eini­gen enga­gier­ten Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ent­stand. Sie bün­del­ten Ideen, erar­bei­ten Pläne, stell­ten Kon­zepte auf, strit­ten nicht nur in Stadt­rats­sit­zun­gen und akqui­rier­ten För­der­mit­tel, so dass heute auf den Tag genau vor 16 Jah­ren das Schil­ler­haus eröff­net wer­den konnte. Auch Ihnen, den enga­gier­ten Schil­ler­fans von damals, ist mit dem Preis ein Denk­mal gesetzt und der Stadt, dass sie sich die­ses Museum leis­ten will! Die­ses bür­ger­li­che Enga­ge­ment setzt sich wei­ter fort, davon kön­nen Sie sich heute Abend über­zeu­gen, wenn das ehren­amt­li­che Team unse­res För­der­ver­eins sie mit Flamm­ku­chen und Wein im Schil­ler­bis­tro bewir­tet, schon in der zwei­ten Sai­son übrigens!

Wir sehen den Preis als Aner­ken­nung unse­rer Arbeit. Der Preis zeich­net nicht die unmit­tel­bar mess­ba­ren Grö­ßen aus, die den Stadt­käm­me­rern am Her­zen lie­gen. Bei dem Preis geht es nicht darum, wie viel Ein­tritts­gel­der gene­riert wur­den oder viele Gäste durchs Museum strei­fen. Statt den Zah­len ist es mir als Päd­agoge und Muse­ums­mensch unend­lich wich­ti­ger, wenn zB eine Besu­che­rin sich irgend­wann nach dem Muse­ums­be­such wie­der Schil­ler erin­nert und in sei­nen Tex­ten schmö­kert, über­legt , ob Franz oder Karl der bes­sere Moor ist oder ob man sich vor auf­ge­stell­ten Hüten ver­beu­gen sollte oder ob ver­gif­tete Limo­nade ein gutes Mit­tel gegen Lie­bes­kum­mer ist?

Der Preis hono­riert zum einen die ästhe­ti­sche und leben­dige Prä­sen­ta­tion der Samm­lung und macht so Schil­lers Ästhe­tik erleb­bar, quasi eine direkte ästhe­ti­sche Erzie­hung. Und zum ande­ren zeich­net der Muse­ums­preis unsere Bil­dungs- und Ver­mitt­lungs­ar­beit aus. Es ist nicht quan­ti­fi­zier­bar, wie viel gemein­same Muse­ums­er­fah­run­gen wert sind oder wel­chen Wert es für das gesell­schaft­li­che mit­ein­an­der hat, wenn man Schil­ler als Aus­gangs­punkt für ein iden­ti­täts­stif­ten­des Nach­den­ken über das Ges­tern, Heute und Mor­gen nimmt.

Neu­lich war eine 6. Klasse im Museum, die Jungs ver­mu­te­ten in der aus­ge­stell­ten Tee­ma­schine von Schil­lers Schwä­ge­rin Caro­line einen alten Fuß­ball­po­kal. Die Kun­di­gen unter Ihnen wis­sen natür­lich, dass der Fuß­ball in sei­ner heu­ti­gen Form erst 60 Jahre nach Schil­lers Rudol­städ­ter Som­mer 1848 in Cam­bridge eta­bliert wurde. Oder ein wei­te­res Bei­spiel aus einer ande­ren Klasse: In Char­lot­tes Zim­mer zei­gen wir ihren Schreib­se­kre­tär. Für einige Mäd­chen war sofort klar, dass das der Schmink­tisch von Char­lotte sei. So pral­len Lebens­wel­ten auf­ein­an­der – Offen­heit in der Inter­pre­ta­tion und freie Asso­zia­tion und Trans­fer aus aktu­el­len Lebens­wel­ten – ein Per­spek­tiv­wech­sel also ohne Kunst­his­to­ri­sche Brille. So ver­ste­hen wir unse­ren Ansatz bei musea­len Ver­mitt­lung. Wir neh­men die Besu­che­rin­nen und Besu­cher ernst. Dadurch ent­ste­hen Dia­log und Gespräch und letzt­end­lich auch Ver­ständ­nis für andere Lebens­wel­ten. Wenn Sie unser Räu­ber­la­bor, immer am letz­ten Mitt­woch im Monat, besu­chen, kön­nen Sie aktiv sein, Dinge mit Ihren Hän­den und Ihrem Kör­per spie­le­risch aus­pro­bie­ren und so ganz­heit­li­chen in die Schil­ler­zeit um 1800 ein­tau­chen. Sie wis­sen ja, der Mensch ist nur dort ganz Mensch, wo er spielt. Ver­trauen Sie auf Schil­ler, kom­men Sie vor­bei, wann immer Sie mit uns spie­len Sie wol­len. Über­zeu­gen Sie sich von der guten Wahl der Jury.

Las­sen Sie mich nun mit einem Schil­ler­zi­tat enden, leicht modi­fi­ziert und erwei­tert von einer lie­ben Muse­ums­kol­le­gin, die meinte die­ser Spruch passe per­fekt auf unser Haus

»Kannst du nicht allen gefal­len durch deine Tat und dein Kunst­werk, Mach es zunächst weni­gen recht, mache neu­gie­rig, mach die Tore, Ohren, Augen, und Her­zen weit – und immer mehr Men­schen zu gefal­len ist nicht schlimm…« (Gedichte. Tabu­lae Voti­vae, in: Musen­al­ma­nach für das Jahr 1797.)

Herz­li­chen Dank!

 

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