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Andreas Seifert
Thüringer Literaturrat e.V.
Wir befinden uns auf dem Weg zu Walter Werners Sommerhaus. Hierbei bieten sich Ausblicke auf das unmittelbare landschaftliche Umfeld des Dichters: den Spielberg im Süden, den Hexenberg im Norden und den Still im Nordwesten. Unten streicht der Fluss Werra, von Osten kommend und bei Untermaßfeld nach Norden Richtung Meiningen abbiegend, durchs Tal. Unterwegs begegnen uns Büsche und Bäume – beliebte Motive des Dichters. Überhaupt: Holz wurde zur vielleicht wichtigsten und vielschichtigsten Metapher WW’s. Dazu ist folgende Anekdote überliefert: Nach einer Lesung Werners kam die sichtlich bewegte Veranstalterin auf ihn zu mit einem Blumenstrauß und den Worten: »Vielen Dank, Herr Holz!«
Das unstete Holz
Wie eine lange Geschichte, Zeile
um Zeile ablesbar in Gestalt
und Gebärde; so Baum
für Baum zähl’ ich ihm die Jahre.
In Wind und Wetter, hör’ ich,
trennen sich Wurzel und Alter.Ich kann leben. Ich kann wachsen
und warten. Meine Sprache verlieren
und wieder in ihr wohnen.
Nachzeichnen den hellen Gang
der Sonne über die Furniere
und an den schwarzen Kufen
der Särge die langsame
dunkle Drehung der Erde.Zu stürzen bin ich bereit
und befreit, mit jedem zu reden
und mit allen zu schweigen.
Die Linde
Auf den Wurzeln steh ich,
in den Wipfel heb mich,
mit den Blättern fall ich,
welk, im kalten Wind.Muß noch Bäume pflanzen,
denn es will mein Kind
um die Linde tanzen,
wenn wir nicht mehr sind.
Foto: Andreas Seifert.
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