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Andreas Seifert
Thüringer Literaturrat e.V.
Wer hier auf der Amalienruher Straße weitergehen oder –fahren wollte, wurde nach kurzer Wegstrecke zum Stehen gebracht. Mittels Warnschild und Straßensperre, mitunter auch durch bewaffnete Posten. Zwischen Untermaßfeld und dem einstigen herzoglichen Landschlösschen Amalienruh begann das Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze.
Walter Werner hatte durch die Kulturpolitik der 1946 gegründeten und seit Bestehen der DDR staatsführenden Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) entscheidende Förderung erfahren: Aus einem Angehörigen der Dorfarmut konnte ein freischaffender Schriftsteller werden. Werner fühlte sich seiner Partei und dem realen Sozialismus verbunden. Doch die Verzerrungen und Erstarrungen in der DDR-Gesellschaft bereiteten ihm Sorgen. Auch das heikle Thema »Eiserner Vorhang« blieb in seinem Werk nicht ausgespart.
Im Sperrgebiet
Rot sind die Spitzkehren
meiner fränkischen Leuchten,
und ganz aus Wiesenlicht
ist die Wagenfahrt zum Waldfest.
- Ruhruf auf gefallenem Platz -,
wo die Türkentaube gurrt
im heißen Schwalbensommer,
der schon am Staub vorüber ist.Dorfschenken stunden ihr Bier
und sammeln Gespräche.
Ihre Sonntage gehen noch umher
in Glocken und ausgegrabenen Geschlechtern.
Ein Mund aus Moos,
Dörfer schweigt er herauf.Wegweiser warten und Schranken,
und tief im Gespräch hält der Weg,
der Fluß der Rede
Schilder und Zeichen,
mit denen wir lebenund auf die wir schreiben:
Wenn wir lügen,
wird die Erde teuer!
aus: Das unstete Holz, Halle/Saale 1970
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