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Klaus Jäger
Die Rechte liegen beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstdruck in »Thüringer Allgemeine« / »Thüringische Landeszeitung« vom 25.06.2020.
Gelesen von Klaus Jäger
Der Erfurter Kabarettist Ulf Annel blickt auf »Die unglaubliche Geschichte Thüringens«
Mit Blick auf den 100. Geburtstag des Freistaates Thüringen erschien jetzt im Rhino-Verlag »Die unglaubliche Geschichte Thüringens«. Wenn dem Leser das Buch bekannt vorkommt, dann aus gutem Grund: Es erscheint mit zweitem Titel im dritten Verlag und in fünfter Auflage – in neuem Gewand und überarbeitet.
Dabei greift Ulf Annel wesentlich weiter als 100 Jahre zurück, ja bis in die Zeit der Menschwerdung der Thüringer. Der bekannte Erfurter Kabarettist lässt keinen Augenblick Zweifel an seinem Beruf, ja seiner Berufung. Der Leser merkt spätestens bei den vorangestellten Zitaten, von denen eins einem »Baron Kuh-Bertäng« zugeschrieben wird: Hier schreibt einer mit spitzer Feder und mit permanentem Augenzwinkern. Dass Ulf Annel ein Freund und Meister der Wortspiele ist, wird auf jeder Seite deutlich. Dennoch echot die reine historische Wahrheit durch das Buch und wird der Leser eher unauffällig schlauer, etwa bei der Schilderung der Verbindung zwischen Erfurt und Mainz. Kommt das Kapitel im Badezuber, in dem Annel auf die Bedeutung des Färberwaides für Erfurt verweist, zumindest dem Rezensenten ein wenig bemüht vor, wird man kurz darauf wieder entschädigt: Wie das Bauerntheater in der Kneipe die Geschichte von Martin Luther ausspinnt, ist schon ein erzählerischer Geniestreich. Überhaupt spielen auffallend viele Szenen in Kneipen. Das passt. Für Thüringen.
Geschickt umschifft Annel auch die Untiefen, die in der satirischen Behandlung der NS-Zeit lauern. Er lässt die Oma auf dem Schifferklavier Heimatlieder abspielen. Und manchmal sind es die kleinen Sätze, die als komödiantische Perlen hervorschimmern: »Der ABV versucht einen Grenzdurchbruch.«
»Die unglaubliche Geschichte Thüringens« sollte man in Häppchen und nicht in einem Rutsch lesen – sozusagen als tägliche Dosis Humor. Das hält dann einen ganzen Monat an.
Abb.: Rhino Verlag 2020.
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