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Andreas Seifert
Thüringer Literaturrat e.V.
Die Gedenktafel für Walter Werner wurde zum 90. Geburtstag des Dichters an der Stelle angebracht, wo WW – von Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft abgesehen – von 1922 bis 1948 wohnte. Der Zustand seines Vater- oder besser: Mutterhauses und das mühselige Leben der Mutter waren ihm Gleichnis für die alte, überwindenswerte Zeit.
Die alte Magd
Seh sie noch die Straße kommen,
Henkelkorb hing ihr im Arm,
heubaumlange Weidenrute
hielt in Schach den Gänseschwarm.
Warm, dem Rücken aufgebunden,
stak im Ruch das Enkelkind,
krummgebuckelt ging die Mutter,
war vom grauen Star fast blind.
Gichterstarrt, verkrampft die Hände,
die den Acker umgewühlt,
die für reiche Nachbarsleute
jahrelang nur aufgespült.
Kindsmagd war sie noch geblieben,
trieb die Gänse in die Hut -
Und der reiche Nachbar höhnte:
»Dafür ist die Alte gut …«
Seh sie noch die Straße kommen,
Henkelkorb hing ihr im Arm,
heubaumlange Weidenrute
hielt in Schach den Gänseschwarm.
aus: Licht in der Nacht, Weimar 1957.
Der Krieg hatte mich aus der Jugend vertrieben und zur verfrühten Reife gezwungen … Zu einem … Racheakt gegen meinen Vater holte ich, kurz nach der Rückkehr aus dem Kriege, in meiner ersten öffentlichen Rede aus. … Ich ging in meiner Mairede gegen die Väter vor, da klatschte die Mutter und rief Bravo. Ich personifizierte und abstrahierte den anrüchig gewordenen Begriff vom Vater und Vaterland, von Schießeisen und Uniformen und resümierte: ›Kein Deutscher nimmt wieder ein Gewehr in die Hand!‹ … Ich beschwor ein Leben mit Faust, Hammer und Sichel und ließ die Arbeiterklasse mit blanken Fäusten zur Revolution aufbrechen.
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