Ludwig von Wolzogen

1773      Meiningen

1845      Halle (Saale)

Artikel

Schillerhaus in Bauerbach

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Ludwig von Wolzogen

Autor

Marie K. Gentzel

Alfred Freiherr von Wolzoen: Geschichte des Reichsfreiherrlich von Wolzogenschen Geschlechts, Bände 1-2, Leipzig 1859.

Lud­wig Frei­herr von Wolzo­gen wurde als Jüngs­ter unter vier Söh­nen am 4. Februar 1773 in Mei­nin­gen gebo­ren. Wie seine Brü­der besuchte er das damals berühmte Insti­tut der Stutt­gar­ter Hohen Karls­schule und absol­vierte seine Aus­bil­dung mit außer­or­dent­li­chen Leis­tun­gen. In sei­ner Auto­bio­gra­fie, die zusam­men mit wei­te­ren Rei­se­jour­na­len und Kor­re­spon­den­zen als »Memoi­ren des könig­lich preu­ßi­schen Gene­rals der Infan­te­rie Lud­wig Frei­herr von Wolzo­gen« ver­öf­fent­licht wur­den, schätzt er aller­dings »den Unter­reicht in den nie­de­ren Klas­sen [als] nicht gründ­lich genug«, die Leh­rer als »nur mit­tel­mäßgt [sic!]« ein. 1792 trat Lud­wig von Wolzo­gen als Leut­nant in den würt­tem­ber­gi­schen Kriegs­dienst. Er ver­liebte sich in die Toch­ter sei­nes Vor­ge­setz­ten, Hen­ri­ette von Wolfs­keel. Aus die­ser, sei­ner ers­ten Liebe, sind einige sei­ner Gedichte an die Ange­be­tete erhal­ten, unter ande­rem fol­gen­der Stammbucheintrag:

 

In das Stamm­buch der Hen­ri­ette von Wolfskeel
Den 22. Juli 1793
Es ver­mag der Schön­heit Zauberhand
Her­zen lie­bend zu umwin­den,                                                                                                     Wenn mit ihr sich Gra­zien ver­bin­den,                                                                                              Die die Tugend selbst mit mil­der Hand                                                                                            In des Rei­zes Zau­ber wand: –                                                                                                            Dann wird Freund­schaft, fes­tes See­len­band,                                                                                  In der Tren­nung selbst noch bald ver­schlun­gen                                                                            Durch die Hoff­nung – durch Erinnerungen

 

Wolzo­gen freun­dete sich zu die­ser Zeit mit Fried­rich Schil­ler, dem Schwa­ger sei­nes älte­ren Bru­ders Wil­helm, an. Schil­lers Kin­der betrach­tete er als seine Nich­ten und Nef­fen und hatte ein sehr gutes Ver­hält­nis zu ihnen. 1794 trat er in preu­ßi­sche Dienste. Im Laufe sei­ner Anstel­lung erhielt er die Erlaub­nis, einige Tage in Wei­mar zu ver­brin­gen. Wäh­rend die­ses Besu­ches lernte er Goe­the, Wie­land, Her­der und die Her­zo­gin Anna Ama­lia ken­nen. Eigen­mäch­tig dehnte er sei­nen Auf­ent­halt sogar um einen Tag aus und büßte, zurück im Regi­ment, sein Ver­ge­hen mit einem mehr­stün­di­gen Arrest. Im Laufe sei­nes wei­te­ren Lebens besuchte er Wei­mar häu­fig, zumal sein Bru­der Wil­helm einige Zeit dort wohnte. In Jena logierte er bei Schil­ler und besprach mit ihm des­sen »Wal­len­stein«. Wolzo­gen selbst ver­öf­fent­lichte wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten im Bereich Geschichte, Geo­gra­fie und beson­ders der Mathematik.

Über sei­nen Bru­der August wurde Lud­wig von Wolzo­gen mit dem würt­tem­ber­gi­schen Her­zog näher bekannt.1802 über­nahm er die Erzie­hung des jun­gen Prin­zen Eugen von Würt­tem­berg und wech­selte zurück ins würt­tem­ber­gi­sche Regi­ment. 1805 befand er sich mit sei­nem Zög­ling auf Rei­sen, als ihn der Her­zog auf­for­derte, sofort nach Stutt­gart zurück­zu­keh­ren. Grund war der Krieg gegen Napo­leon, infolge des­sen der Her­zog genö­tigt wurde, Napo­leon mili­tä­risch zu unter­stüt­zen. Wolzo­gen sollte dar­auf­hin auf fran­zö­si­scher Seite in den Krieg ein­tre­ten. 1806 lernte er in Mainz Napo­leon per­sön­lich ken­nen, da er die Hoch­zeit der würt­tem­ber­gi­schen Prin­zes­sin Katha­rina mit Napo­le­ons Bru­der Jérôme Bona­parte zu arran­gie­ren hatte. Gegen den Wider­stand des Her­zogs trat Wolzo­gen bald dar­auf aus dem würt­tem­ber­gi­schen Regi­ment aus und ging nach Russ­land. Auf diese Weise ent­zog er sich einem Feld­zug gegen sein frü­he­res Vater­land. Seine Dienste in der rus­si­schen Armee führ­ten dazu, dass Zar Alex­an­der ihm eben­falls gewo­gen war. Auch die­ser ent­ließ nur ungern, als es ihn nach den Napo­leo­ni­schen Krie­gen wie­der nach Preu­ßen zog. Vor­her aber musste Wolzo­gen viel Miss­gunst am Zaren­hof über sich erge­hen las­sen, nach­dem er dort rasch auf­ge­stie­gen war. Der Groß­fürst Con­stan­tin erwirkte, dass Wolzo­gen des Ver­ra­tes bezich­tigt wurde und erreichte bei­nahe seine Hin­rich­tung. In der Völ­ker­schlacht bei Leip­zig 1813 erlangte Wolzo­gen das Anse­hen des Zaren durch sein Geschick in der Kriegs­füh­rung zurück. 1815 nahm er am Wie­ner Kon­gress teil. Anschlie­ßend ging er ver­schie­de­nen diplo­ma­ti­schen Tätig­kei­ten nach und wid­mete sich erneut einer erzie­he­ri­schen Tätig­keit, dies­mal für den Prin­zen Wil­helm von Preu­ßen. 1818 ernannte ihn Fried­rich Wil­helm III. von Preu­ßen zum stän­di­gen Bevoll­mäch­tig­ten bei der Mili­tär­kom­mis­sion des Deut­schen Bun­des. In die­sem oft­mals schwie­rig zu hand­ha­ben­dem Amt wirkte er 19 Jahre, bevor er in den Ruhe­stand ver­setzt wurde. Am 4. Juli 1845 starb Lud­wig von Wolzo­gen in Halle (Saale).

Lek­tü­re­emp­feh­lung:

  • Alfred von Wolzo­gen (Hrsg.) Memoi­ren des könig­lich preu­ßi­schen Gene­rals der Infan­te­rie Lud­wig Frei­herrn von Wolzo­gen : aus des­sen Nach­laß unter Bei­fü­gung offi­ci­el­ler mili­tä­ri­scher Denk­schrif­ten / mit­ge­t­heilt von Alfred Frei­herrn von Wolzo­gen, Leip­zig 1851.

 

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