Saalfeld…könnte in Tirol sein – Gottfried Benn in Schwarzburg

Person

Gottfried Benn

Ort

Schwarzburg

Thema

Weimarer Republik

Autor

Romina Nikolić / Jan Volker Röhnert

Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.

»Lass sie Geschich­ten erzäh­len, lass sich die Letz­ten quä­len – Aller­see­len, fini du tout«: Benns Après­lude-Zei­len könn­ten über die­sem unschö­nen ers­ten Novem­ber ste­hen, der den Spu­ren einer Spät­som­mer­reise des Dich­ters nach Schwarz­burg im Jahr 1931 gilt. Über­ar­bei­tung, finan­zi­elle Pro­bleme, Drei­ecks­ge­schich­ten mit Frauen in wech­seln­den Kon­stel­la­tio­nen, der Selbst­mord sei­ner Gelieb­ten, der Schau­spie­le­rin Lilly Breda, andert­halb Jahre zuvor, haben ihm so zuge­setzt, dass Herz­pro­bleme an ihm zu dia­gnos­ti­zie­ren sind. Viel­leicht würde es heute ein­fa­cher hei­ßen: dro­hen­der Bur­nout. Das Ange­bot des schwer­rei­chen Freun­des und Ver­le­gers Erich Reiss, gemein­sam eine Tour in Rich­tung Thü­rin­ger Wald zu unter­neh­men, schlägt er nicht aus: »Zwei arme Jung­ge­sel­len im Sturm der Zeit«, ver­mel­det Benn iro­nisch an Paul Hindemith.

Zumal er auch künst­le­risch gerade etwas Abstand von der Ber­li­ner Szene nötig hat: Einen Tag vor der Abfahrt nach Thü­rin­gen, am 28. August, hat er im Rund­funk noch den Vor­trag »Die neue lite­ra­ri­sche Sai­son« gehal­ten, und just die­ses Datum – Goe­the­ge­burts­tag – muss ihn daran erin­nern, dass er der Neuen Rund­schau einen Auf­satz für eine im nächs­ten Jahr geplante Num­mer zu Goe­thes hun­derts­tem Todes­tag schul­dig ist; die Fort­schritts­gläu­big­keit von Tech­nik, Kapi­tal und Indus­trie gilt es erbar­mungs­los zu kon­fron­tie­ren mit der vor­aus­set­zungs­lo­sen Neu­gierde ästhe­ti­scher Anschau­ung und poe­ti­scher Natur­durch­drin­gung, jener »zar­ten Empi­rie«, die Goe­the in sei­ner Mor­pho­lo­gie und Far­ben­lehre so unnach­ahm­lich demons­triert hatte. Lyrisch hatte Benn gerade die umfang­reichste Arbeit abge­schlos­sen, an die er sich in dem Genre je wagen würde – das zur Musik von Paul Hin­de­mith geschrie­bene Ora­to­rium »Das Unaufhörliche«.

 Saalfeld…könnte in Tirol sein – Gottfried Benn in Schwarzburg:

  1. Hotel »Weißer Hirsch« in Schwarzburg
  2. Rückzug und Genesung
  3. Landschaften und Jahreszeiten
  4. Modell einer Reminiszenz
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