Römhild

Person

Harald Gerlach

Ort

Römhild

Thema

Ortsporträts

Autor

Detlef Ignasiak

Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Das vor­mals hen­ne­ber­gi­sche Röm­hild war 1680–1710 Resi­denz einer eige­nen ernes­ti­ni­schen Linie. Ein­zi­ger Regent: Her­zog Hein­rich (1650–1710), Sohn Ernsts d. From­men, der das im Kern spät­go­ti­sche und um zwei Höfe grup­pierte Schloss Glücks­burg (1465–91) nach 1676 zu einer beschei­de­nen Barock­re­si­denz aus­bauen ließ und darin trotz gerin­ger finan­zi­el­ler Mit­tel eine bemer­kens­werte Hof­kul­tur unter­hielt. Das von ihm ange­regte ein­zig­ar­tige Buch »Her­zog Hein­richs Fürst­li­che Bau-Lust«, das 1698 erschien, ermög­licht eine genaue Rekon­struk­tion der Röm­hil­der Feste und Theateraufführungen.

Bert­hold von Hen­ne­berg, * 1441 oder 1442 auf der Har­ten­burg bei Röm­hild gebo­ren,  war spä­ter Kur­fürst und Erz­bi­schof von Mainz. Er war der Sohn von Graf Georg I. von Hen­ne­berg-Röm­hild. Er besuchte als ers­ter deut­scher Fürs­ten­sohn eine Uni­ver­si­tät. 1464 war er Kano­ni­ker am Main­zer Dom­stift, 1484 Bischof und 1494 wurde er Kanz­ler. Er mahnte grund­le­gende Kir­chen­re­for­men an. Der Kle­rus bezich­tigte Bert­hold »aller Untu­gend voll« zu sein. Das Reich wollte er erneu­ern, setzte aber nur die Ein­rich­tung des Reichs­kam­mer­ge­richts und eine neue Steuer­ord­nung durch. Sein zwei­tes Anlie­gen war eine all­ge­meine Volks­bil­dung. Um die Men­schen vor schlech­ten Büchern zu schüt­zen, setzte Bert­hold 1486 als ers­ter auf die Bücher­zen­sur, was sei­nem Anse­hen unter den Huma­nis­ten Scha­den zuge­fügt hat. Unter den Kri­ti­kern war auch Cro­tus Rubia­nus, der 1508 auf dem Röm­hil­der Schloss Prin­zen­er­zie­her war.

Lucas Mai, einer der bedeu­tends­ten nach­re­for­ma­to­ri­schen Dra­ma­ti­ker wurde 1522 in Röm­hild gebo­ren. Der neu­la­tei­ni­sche Dra­ma­ti­ker und Lyri­ker Jacob Rose­feldt starb nach sei­ner Fol­te­rung durch Söld­ner am 9. 11. 1634 in Röm­hild. Johann Cas­par Wet­zel  wirkte in Röm­hild als Dia­kon und Archi­dia­kon und ver­fasste hier sein Haupt­werk sowie eine »Kurtz­ge­faßte Kirch‑, Schul- wie auch Brand­his­to­rie der Stadt Röm­hild« (1735). Johann Peter Uz, (1720–1796), der bedeu­tendste deut­sche Ana­kre­on­ti­ker, lebte von Mai 1752 bis Okto­ber 1753 als Sekre­tär einer kai­ser­li­chen Exe­ku­ti­ons­kom­mis­sion in Röm­hild. Sein Freund war der Amt­mann Johann Peter Grötz­ner, in des­sen jün­gere Schwes­ter Utz sich ver­liebte und die als Cli­mine in seine Verse ein­ge­gan­gen ist. Eine Gedenk­ta­fel am Grötz­ner­schen Haus erin­nert an Utz. Harald Ger­lach schrieb über ihn und seine Zeit 1988 in Röm­hild die Novelle »Abschied von Arkadien«.

Johann Hein­rich Gott­lob Heu­sin­ger, der 1767 in Röm­hild gebo­ren wurde, wirkte als Päd­agoge, Phi­lo­loge und Schrift­stel­ler. Der Schrift­stel­ler Gün­ter Dei­cke ver­brachte 1925–1930 in Röm­hild einen wich­ti­gen Teil sei­ner Kind­heit. Der Lyri­ker, Erzäh­ler, Dra­ma­ti­ker, Essay­ist und Rund­funk­au­tor Harald Ger­lach (1940–2001) wuchs 1948–1958 in Röm­hild auf, wo der Vater den im Schloss unter­ge­brach­ten Jugend­werk­hof lei­tete, der Dreh- und Angel­punkt von Ger­lachs Erzäh­lung »Das Grau­pen­haus« ist. 1962 kehrte Ger­lach für eine Zeit nach Röm­hild zurück, spä­ter arbei­tete er an den Thea­tern von Erfurt und Rudol­stadt. Nach sei­nem Tod in Lei­men wurde er auf dem Röm­hil­der Fried­hof bei­gesetzt. Sein Grab befin­det sich in der Nähe der Friedhofskapelle.

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