Kafka in Weimar – Ein literarischer Spaziergang
6 : Brod und Kafka baden im »Stadtteich«

Unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft im Hotel, offen­sicht­lich rasch erholt, machen sich Kafka und Brod auf einen län­ge­ren Fuß­weg zu den Wei­ma­rer Bade­an­stal­ten, die jeweils an einem ande­ren Ende der Stadt gele­gen sind. Frei­bad am Kirsch­berg. Schwa­nen­see. Auch wenn weder Brod noch Kafka es erwäh­nen, läßt sich bei Kaf­kas Affi­ni­tät zum Luft­ba­den nicht aus­schlie­ßen, daß die Freunde wäh­rend ihres Wei­mar-Auf­ent­hal­tes auch die Bach­schen Frei­luft-Bade­an­stal­ten in der Bes­sel-Straße (heute Bodel­schwingh-Straße) besuchten.

Max Brod schreibt in sei­ner »Reise mit Franz Kafka nach Wei­mar«: Übri­gens wol­len sie nicht etwa Wei­mar stu­die­ren, son­dern sie leben da wie in einer Som­mer­fri­sche, baden täg­lich im Stadt­teich, essen abends in einem Restau­rant auf dem Haupt­platze viele Scha­len guter Erd­bee­ren, wol­len sich vor allem erholen.

West­lich vom heu­ti­gen Schwan­see­bad gele­gen befan­den sich 1912 zwei Tei­che – eine Bade­an­stalt für Frauen und eine für Män­ner. 1852 hatte der Wei­ma­rer Bade- und Schwimm­ver­ein die soge­nannte kleine Schwan­see­wiese ange­kauft und eine Bade- und Schwimm­an­stalt eröff­net, die bis 1927 exis­tierte. Der von Kafka erwähnte Schwa­nen­see, der nur für wenige Jahre exis­tierte, wurde nicht als Bade­an­stalt genutzt. 1928 wurde auf die­sem Arreal das Schwan­see­bad eröffnet.

Neben die­sem exis­tierte das am Kirsch­berg gele­gene Ilm­bad. Nicht aus­zu­schlie­ßen ist, daß Kaf­kas Lei­den­schaft für das Luft­ba­den die Freunde auch in Bachs Frei­luft­ba­de­an­stalt führte, die sich im hin­te­ren Teil der Bes­sel­straße, heute Bodel­schwing­straße, befand.

Mon­tag 1 Juli (1912). Gar­ten­haus am Stern. Im Gras davor gezeich­net. Den Vers auf dem Ruhe­sitz aus­wen­dig gelernt. Kof­fer­bett. Schlaf. Papa­gei im Hof, der Grete ruft. Nutz­los in die Erfur­ter Allee gegan­gen, wo sie nähn lernt. Baden.

Mitt­woch 3 Juli (1912). […] – Bad. Ernste, ruhige Ring­kämpfe der Kin­der. – Groß­her­zog­li­che Biblio­thek am Nachmittag.

Don­ners­tag 4 Juli (1912). […] – Bad – Nach­mit­tag nicht geschla­fen, um das unsi­chere Wet­ter nicht aus den Augen zu las­sen. Sie kam nicht zum Ren­dez­vous. – Treffe Max ange­klei­det im Bett. Beide unglücklich.

 Kafka in Weimar – Ein literarischer Spaziergang:

  1. Logiergäste im Hotel Chemnitius
  2. Nächtlicher Gang zum Goethehaus
  3. Ein Vormittag im Schillerhaus
  4. Kafka beobachtet das Goethehaus
  5. Ein Spaziergang nach Tiefurt
  6. Brod und Kafka baden im »Stadtteich«
  7. Besuch der Großherzoglichen Bibliothek
  8. Spaziergang mit Fritz Wenski im Park
  9. Gang über den Historischen Friedhof
  10. Ausflug nach Belvedere
  11. Begegnung mit dem Schriftsteller Paul Ernst
  12. Begegnung mit dem Dichter Johannes Schlaf
Diesen Artikel teilen:

Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio

Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2024 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]

URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/kafka-in-weimar-ein-literarischer-spaziergang/kafka-als-frischluftfanatiker/]