Das Gesetz der Serie – Eugenie Marlitt in Arnstadt
4 : Der Markt

Auf dem Arn­städ­ter Markt befin­den sich jedoch noch drei wei­tere Gebäude, die mit der Mar­litt bezie­hungs­weise mit ihren Roma­nen in Ver­bin­dung gebracht wer­den müs­sen. Bereits erwähnt wurde das Rat­haus. Erwähnt wurde auch der Grab­stein der Frau von Lin­sky. Mar­litts »Geheim­nis der alten Mam­sell« beginnt mit der Auf­füh­rung der Spie­lers­leute auf dem Rat­haus­saal. Die­ser wird bis auf den heu­ti­gen Tag für Kon­zerte, Fest­ver­an­stal­tun­gen oder auch Auf­füh­run­gen genutzt.

Auf der gegen­über­lie­gen­den Seite des Rat­hau­ses kann der Besu­cher das »Haus zum Gül­de­nen Greif« wie­der in sei­ner alten Schön­heit bewun­dern. Das große Bür­ger­haus aus dem 15. Jahr­hun­dert war über lange Zei­ten Gast­haus mit eige­nem Brau­recht, ver­fügt dem­zu­folge über rie­sige Gewöl­be­kel­ler und ent­spre­chende Neben­ge­bäude. Im 19. Jahr­hun­dert logier­ten hier solch illus­tre Gäste wie Jacob Grimm, Fritz Reu­ter oder Karl Lieb­knecht. Zu DDR-Zei­ten ver­fiel das statt­li­che Gebäude zuse­hends. Nach sei­ner Restau­rie­rung kön­nen Stadt­füh­rer wie­der mit Stolz berich­ten, dass die­ses Haus Haupt­schau­platz des bereits erwähn­ten Romans »Das Geheim­nis der alten Mam­sell« ist.

Einen wei­te­ren Roman­schau­platz ent­de­cken wir schräg gegen­über. Das eben­falls statt­li­che »Haus zum Palm­baum«, frü­her im Besitz der Por­zel­lan­fa­bri­kan­ten Schier­holtz aus Plaue, beher­bergt heute die Kreis­mu­sik­schule. In den 1980er und 90er Jah­ren war das Stadt­ge­schichts­mu­seum in den Räum­lich­kei­ten unter­ge­bracht. In Mar­litts Roman »Die Frau mit den Kar­fun­kel­stei­nen« von 1884 ist das Haus Wohn­sitz der Fami­lie Lam­precht und bil­det den loka­len Hin­ter­grund für Intri­gen, Ver­wick­lun­gen und die Spuk­ge­stalt der »Wei­ßen Frau«; doch Mar­litt wäre nicht Mar­litt, wenn sie den »Spuk« nicht ratio­nal auf­klä­ren würde …

Wenn wir in die Mitte des Mark­tes tre­ten, erbli­cken wir die Türme der Lieb­frau­en­kir­che. Diese stammt aus dem 13. Jahr­hun­dert und ist eines der schöns­ten Bau­denk­male vom Über­gang der Roma­nik zur Gotik. Aller­dings sind die Stadt­vä­ter bereits seit der Refor­ma­tion zum Teil stief­müt­ter­lich mit die­sem Erbe umge­gan­gen, so dass Lud­wig Bech­stein und auch Wil­li­bald Alexis über den Ver­fall der Bau­sub­stanz klag­ten. Die ers­ten Restau­rie­rungs­maß­nah­men began­nen in der zwei­ten Hälfte des 19. Jahr­hun­derts – die Mar­litt hatte erheb­li­che Sum­men für den Erhalt des Got­tes­hau­ses gespen­det. Diese Kir­che, das sich anschlie­ßende Klos­ter und mehr noch deren unter­ir­di­schen Gänge wie­derum sind Schau­plätze der Erzäh­lung »Die zwölf Apos­tel« von 1865.

Wir ver­las­sen den Markt nicht, ohne das moderne Bach­denk­mal, geschaf­fen von Prof. Bernd Göbel, zu wür­di­gen. Der junge Bach lüm­melt mit offe­nem Hemd­kra­gen läs­sig auf sei­nem Sockel und for­derte Mitte der 80er Jahre eine sehr kon­tro­verse Dis­kus­sion her­aus. Darf man den gro­ßen Kom­po­nis­ten so dar­stel­len? – Natür­lich darf man, denn als er in Arn­stadt seine erste Orga­nis­ten­stelle antrat, war die­ser ein blut­jun­ger Mensch, vol­ler Talent, vol­ler Krea­ti­vi­tät – doch zuwei­len disziplinlos.

Durch die enge Kohl­gasse, in der sich das eben­falls restau­rierte Wohn­haus der Arn­städ­ter Bache befin­det – es wird vom Alt­stadt­ver­ein genutzt und betrie­ben und war mit hoher Wahr­schein­lich­keit auch der Wohn­sitz Johann Sebas­ti­ans wäh­rend sei­ner Arn­städ­ter Jahre – gelan­gen wir unter dem Neu­tor­turm hin­durch auf die Marlittstraße.

 Das Gesetz der Serie – Eugenie Marlitt in Arnstadt:

  1. Der Alte Friedhof
  2. Das Marlitt-Denkmal
  3. Die Galeriehäuser
  4. Der Markt
  5. Die Villa Marlitt
  6. Das Neue Palais und der Neideckturm
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