Gottfried Benn

1886      Mansfeld

1956      Berlin

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Saalfeld…könnte in Tirol sein – Gottfried Benn in Schwarzburg

…nur Berge u Blicke u. greuliche Einwohner… – Gottfried Benn in Friedrichroda

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Gottfried Benn

Autor

Marie K. Gentzel

Der expres­sio­nis­ti­sche Lyri­ker, Essay­ist, Medi­zi­ner und Offi­zier wird am 2. Mai 1886  gebo­ren. Er ist Sohn einer Pfar­rers­fa­mi­lie im bran­den­bur­gi­schen Dorf Mans­feld. Sehr bald  fasst Benn den Ent­schluss, Medi­zin zu stu­die­ren, wid­met sich aber auf Wunsch sei­nes Vaters zunächst der Theo­lo­gie. Erst zwei Jahre nach dem Abitur beginnt er sein Stu­dium an der Kai­ser-Wil­helm-Aka­de­mie für mili­tär­ärzt­li­ches Bil­dungs­we­sen in Ber­lin. Anders als in den vor­an­ge­gan­ge­nen Stu­di­en­ge­bie­ten erreicht Benn nun sehr gute Ergeb­nisse. Gleich­zei­tig prägt ihn der mili­tä­ri­sche Cha­rak­ter der Aka­de­mie, der auch in sei­nem spä­te­ren Leben weg­wei­send sein wird. Einen Groß­teil sei­ner Zeit ver­bringt Benn in der Biblio­thek. Er liest mit enor­mer Geschwin­dig­keit die dor­ti­gen Fach­zeit­schrif­ten, tritt aber auch bereits mit expres­sio­nis­ti­schen Dich­tern wie Alfred Lich­ten­stein oder Her­warth Wal­den in Kon­takt. Spä­ter ver­schreibt er sich dem Gedan­ken­gut Fried­rich Nietzsches.

Ab 1912 betä­tigt sich Benn als Unter- und Mili­tär­arzt. Er ver­öf­fent­licht seine erste Lyrik­samm­lung »Mor­gue und andere Gedichte«, die auf Benns Tätig­keit im Lei­chen­schau­haus und dem Sek­ti­ons­saal fußt. Das lesende Publi­kum äußert kol­lek­ti­ves Ent­set­zen. Doch heißt ent­setzt offen­bar nicht abge­schreckt, denn Benn erringt sogleich einen gewis­sen Bekannt­heits­grad. Noch zu Leb­zei­ten wird er spä­ter Briefe von ange­hen­den Lyri­kern erhal­ten, die ihn als ihr Vor­bild prei­sen. In sei­ner Pra­xis legt man­cher Pati­ent, statt sich frei­zu­ma­chen, ein selbst­ver­fass­tes Gedicht zur Dia­gnose vor.

Benns zwei­ter Gedicht­band ist der deutsch-jüdi­schen Dich­te­rin Else-Las­ker Schü­ler gewid­met. Die Lie­bes­be­zie­hung zwi­schen bei­den Exzen­tri­kern ist in einem dich­te­ri­schen Dia­log auf ein­zig­ar­tige Weise doku­men­tiert. Das Ver­hält­nis ist von kur­zer Dauer – im Laufe sei­nes Lebens geht Benn zahl­rei­che wei­tere Affä­ren ein.

Nach Aus­bruch des Krie­ges wird Benn zunächst in Feld­la­za­ret­ten ein­ge­setzt, spä­ter als Ober­arzt im Pro­sti­tu­ier­ten­kran­ken­haus Brüs­sel. Die Reise- und Kriegs­er­leb­nisse schla­gen sich in sei­nen Wer­ken nie­der. Ab 1917 führt Benn eine eigene Pra­xis in Ber­lin, hat damit aber wenig Erfolg. Er selbst lei­det zeit­le­bens an Depres­sio­nen und Ekze­men. Zu sei­ner ers­ten Frau Edith Oster­loh-Bro­sin, dem Adop­tiv­sohn Andreas und sei­ner Toch­ter Nele hält er wenig Kon­takt. 1922 fährt Edith Benn nach Jena, um sich dort in der Uni­ver­si­täts­kli­nik ope­rie­ren las­sen. Auch prak­ti­ziert ihre Schwes­ter in Jena als Augen­ärz­tin. Doch an den Fol­gen des Ein­grif­fes stirbt Edith Benn zwei Tage spä­ter. 1929 begeht die mit Benn befreun­dete Schau­spie­le­rin Lili Breda Selbstmord.

1931 unter­nimmt Benn eine Erho­lungs­reise nach Schwarz­burg in Thü­rin­gen. Ein freund­schaft­li­cher Brief­wech­sel mit Fried­rich Wil­helm Oelze beginnt und reißt bis an Benns Lebens­ende nicht ab. Oelze, ein gebil­de­ter Groß­kauf­mann aus Bre­men, archi­viert über diese Zeit zahl­rei­che Gedichte, Essays und poli­ti­sche sowie pri­vate Kom­men­tare. Ab den drei­ßi­ger Jah­ren erschei­nen von Benn vor­ran­gig Essays, so auch »Der neue Staat und die Intel­lek­tu­el­len« (1933). Benn sym­pa­thi­siert mit der faschis­ti­schen Welt­an­schau­ung. Nach­dem Hein­rich Mann und Käthe Koll­witz aus der Preu­ßi­schen Aka­de­mie der Künste aus­ge­tre­ten sind, wird Benn dort zum kom­mis­sa­ri­schen Vor­sit­zen­den für die Sek­tion für Dicht­kunst beru­fen. Am 10. Mai 1933 über­ge­ben die Natio­nal­so­zia­lis­ten an der Ber­li­ner Uni­ver­si­tät Bücher dem Feuer. Benn ver­fasst eine Loya­li­täts­er­klä­rung der Aka­de­mie an  die NS-Regie­rung. Wei­tere pro­mi­nente Mit­glie­der geben dar­auf­hin ihre Mit­glied­schaft auf.

Den­noch erhält auch Benn bald dar­auf selbst ein Publi­ka­ti­ons- und Berufs­ver­bot. Er gibt seine Pra­xis auf und lässt sich als Ober­stabs­arzt reak­ti­vie­ren. Er bleibt aber auch in die­ser Zeit nicht von Anfein­dun­gen durch das NS-Regime unbe­hel­ligt. Von den Kriegs­wir­ren erholt er sich 1941 bei einem wei­te­ren Besuch in Thü­rin­gen. Gemein­sam mit sei­ner zwei­ten Ehe­frau Herta von Wede­meyer lässt er sich in das Sana­to­rium in Fried­rich­roda einweisen.

Nach Kriegs­ende begeht Herta Benn aus Furcht vor den anrü­cken­den Rus­sen Selbst­mord. Benn kehrt nach Ber­lin zurück und ist wie­der als Arzt für Haut- und Geschlechts­krank­hei­ten tätig. Er hei­ra­tet die Zahn­ärz­tin Ilse Kaul. In sei­nem Spät­werk erscheint unter ande­rem die Pro­saar­beit »Dop­pel­le­ben«, in der er sich mit der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus erneut aus­ein­an­der­setzt. 1951 erhält er den Georg-Büch­ner-Preis. 1956 erkrankt Benn an Kno­chen­krebs. Am 7. Juli, zwei Monate nach sei­nem 70. Geburts­tag ver­stirbt Gott­fried Benn in Berlin.

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