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Jens-F. Dwars
Palmbaum – Literarisches Journal aus Thüringen 1-2019 / Thüringer Literaturrat e.V.
Lassen Sie mich mit einem Geständnis beginnen: Wir haben tatsächlich gehofft, mit dem Avantgarde-Heft einmal in ein Wespennest zu stoßen. Wir hoffen natürlich immer auf Ihren Widerspruch, geneigte Leserschaft. Werfen Sie uns die Hefte an den Kopf, schreien Sie uns an, machen Sie sich bemerkbar! Da haben wir nun all die heiligen Glitzerworte unserer Zeit abgeklopft: »Moderne«, »Avantgarde« – all diese Wunderkerzen auf den Sonntagstorten unserer feierwütigen Zeit. Doch gestört hat‘s keinen,nicht einmal der zornig verzweifelte Rundumschlag einer Nancy Hünger, die überall nur »Ablassliteratur« auf den Büchertischen findet, Ersatzbefriedigungen für das grassierende Unterhaltungsbedürfnis der Gebüldeten … Offenbar haben wir den Schmerzpunkt unserer fröhlichen Gegenwart noch nicht getroffen. Vielleicht gelingt es mit dem Bauhaus-Heft, das die Frage nach Möglichkeit und Grenzen von Avantgarden am konkreten Material der vor 100 Jahren in Weimar gegründeten Reformschule durchspielt. Und hier gleich das zweite Geständnis: Kein Heft war so schwer mit Inhalt zu füllen, wie dieses. Denn alles scheint über das Bauhaus gesagt und geschrieben zu sein. Also fragen wir: wie stand es um das Sagen und Schreiben am Bauhaus selbst, welche Rolle spielten Sprache und Literatur, das Wort und die Dichtkunst an einer Schule, die das Handwerk, die Grundgesetze des Bauens lehren wollte? Und wie reagierte die Dichterstadt Weimar darauf?
Dass wir über das Titelthema die anderen Rubriken nicht vernachlässigen, zeigt ein starker Lyrik-Block, der diesmal u.a. einen Sonettkranz von Thomas Rackwitz und eine »buddhistische Phantasie« von Joachim Werneburg enthält. Unter Essay bringen wir einen Gruß von Hans-Dieter Schütt an Wulf Kirsten und einen langen Aufsatz von Wilhelm Bartsch über die literarischen Tiefenbohrer Hilbig und Novalis. Ingmar Werneburg geht dem Goethe-Erbe bei Ernst Haeckel nach und Matthias Biskupek zeigt, in welche Nöte ein Autor geraten kann, wenn ein Leser ihn auf seine Worte festnagelt. Für den Palmbaum-Einband konnten wir Hans Ticha gewinnen, einen der produktivsten Erben des Bauhauses.
Übrigens greifen wir mit dem nächsten Heft ein Teilthema des vorliegenden noch einmal auf: Sah das Bauhaus in den Osten, so nehmen wir den 200. »Geburtstag« von Goethes West-östlichem Divan zum Anlass, die wechselseitige Bereicherung von West und Ost bis nach Indien und China in der Literatur zu erkunden.
Jens‑F. Dwars
Das Heft erscheint am 21. März 2019.
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