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Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller
Sylvia Bräsel
Reihe »Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller« / Thüringer Literaturrat e.V.
1. Was verbindet Sie, nicht nur beim Schreiben, mit Thüringen?
Meine (lebenslange) Verbindung mit dem »thüringisch-sächsischen Genieraum« in Literatur und Kunst. Ich bin in Sachsen geboren, habe in Leipzig studiert und promoviert und war allein 33 Jahre im Thüringer Universitätsdienst tätig.
Bereits als junge Assistentin fuhr ich mit Studentengruppen der Leipziger Universität zum »Weimarpraktikum«.
Zudem gibt es nicht wenige Thüringer und Sachsen, die schon vor über 100 Jahren nach Ostasien aufgebrochen sind. So sehe ich mich in einer guten Gesellschaft wissenschaftlich wie privat – frei nach dem Motto von Hermann Graf Keyserling: Der kürzeste Weg zu sich selbst, führt um die Welt herum«
Zudem ist Jena der Geburtsort meiner Tochter.
2. Was bringt Sie zum Schreiben?
Beobachtungen im Alltag, auf Reisen ( insbesondere nach Südkorea), Momentaufnahmen aus meiner Kindheit und immer wieder mein Interesse an den Hintergründen der Sprache im Sinne von V. Klemperer »LTI«.
3. Führen Sie Tagebuch oder ähnliche Aufzeichnungen, die Ihnen beim literarischen Schreiben helfen?
Ich sammle Aufsätze, Anekdoten, Zeitungsberichte, Bilder, Karikaturen – die sich zu einem gedanklichen Potpourri verbinden. Auch meine Seminar-Schwerpunkte korrespondieren ab und an mit Themen und Gedanken, die mich gerade bewegen.
4. Haben Sie feste Schreibstunden? Was/wer hält Sie vom Schreiben ab? Sind Sie ein Prokrastinateur?
Ich arbeite regelmäßig, da ich ja eine »ungeregelte Arbeitszeit« durch meine Lehrtätigkeit gewohnt bin. Einem erfrischenden »Trödeln« bin ich aber nicht abgeneigt. Eigentlich erträume ich gern im Halbschlaf erste Ideen, die dann manchmal langsam wachsen…
5. Ihr Lieblingsort – in Thüringen oder anderswo?
Rudolstadt in Thüringen und die Insel Godae-do in Südkorea.
6. Wo haben Sie das Thema zu Ihrem letzten Buch gefunden?
Ich habe nicht wenig aus der Gegenwartsliteratur Südkoreas mit »über-setzt«. Seit nunmehr 25 Jahren bin ich eng mit der Region verbunden. Persönliche Freundschaften zu Autoren und Kollegen gehören dazu und inspirieren direkt eine Wissenserweiterung über Kultur, Geschichte, Mentalität – auch jenseits von festen Fakten. Zudem haben faszinierende Persönlichkeiten (auch aus Thüringen) die deutsch-koreanischen Beziehungen in mehr als 130 Jahren geprägt. Das ist ein wunderbarer Stoff, den ich »verweben« möchte.
7. Ihr Lieblingsbuch?
Hier kommt meine Ausbildung zum Tragen: Thomas Mann »Dr. Faustus« und die Rezeption des Faust-Stoffes.
8. Haben Sie schon einmal etwas bereut, das Sie geschrieben haben?
Letztlich lernt man doch aus Fehlern.…-
9. Was war für Sie Ihr größter Erfolg?
Die Verleihung des Übersetzer-Preises der Daesan-Foundation in Seoul – und natürlich die Würdigung mit dem Mirok-Li-Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V. mit einem Festakt in Berlin.
10. Welches Wissensgebiet interessiert Sie neben der Literatur am meisten?
…Psychologie, Geschichte, Kulturbeziehungsforschung in Verquickung.
11. Was ist für Sie Stil?
Die Fähigkeit, nach Wörtern zu »kramen« und zugleich den großen Horizont von Wörtern auszubalancieren…
12. Wer ist für Sie die bedeutendste Person in Thüringen oder anderswo?
Indira Gandhi als Frau und Politikerin,
Yul Gok (이율) – neokonfuzianistischer Philosoph und Reformer,
Wulf Kirsten – schätze ich menschlich und literarisch sehr.
»Die Erde bei Meißen« verbindet sich zudem mit der Herkunft meines Vaters und vielen Kindheitserinnerungen.
13. Hat man neben dem Schreiben noch Lust auf Bücher und Lesen – oder halten Sie es mit Kurt Tucholsky: Das bißchen, was ich lese, schreib ich mir selbst?
Lesen ist Lebenselixier und hilft wiederum beim Schreiben. Texte basieren ja auf Texten. Das regt die Phantasie an. Darüber hinaus schärft sich so ein Sprachgefühl. Ich sage immer »Kunst ist nur Sprache – aber nicht jede Sprache ist Kunst«.
14. Ihr Lieblingsschlager oder Lieblingsvolkslied?
»Sag mir, wo die Blumen sind« (Where Have All the Flowers Gone?);
»Wahre Freundschaft soll nicht wanken« und
»Arirang« – das beliebteste Volkslied aller Koreaner.
15. Haben Sie ein (Lebens-)Motto?
»Never give up«.
Abb. 1: Foto privat / Abb. 2: Foto Karl Gützlaff.
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