Fragen an Gernod Siering, Inhaber der Buchhandlung Leselust in Eisenach

Ort

Eisenach

Thema

Buchhändlerinnen und Buchhändler im Gespräch

Autor

Gernod Siering / Jens Kirsten

Thüringer Literaturrat e.V.

Jens Kirs­ten: Seit wann gibt es Ihre Buch­hand­lung und seit wann arbei­ten Sie in ihr?

Ger­nod Sie­ring: Die zweite Frage lässt sich für mich wesent­lich ein­fa­cher beant­wor­ten: ich bin seit 2008 Inha­ber der Buch­hand­lung. Die Buch­hand­lung Lese­lust ist von Dr. Mat­thias Heber gegrün­det wor­den, das war etwa 2003 oder 2004, zu dem Zeit­punkt war ich selbst nicht in Eisen­ach. Die Buch­hand­lung befand sich damals noch nicht hier; sie lag ursprüng­lich in der Fuß­gän­ger­zone. 2006 zog die Buch­hand­lung dann an den aktu­el­len Stand­ort. 2007 fasste er den Beschluss zur Geschäfts­auf­gabe und annon­cierte den Ver­kauf der Buch­hand­lung. Wir tra­fen uns und ich habe die Buch­hand­lung dann von ihm über­nom­men. Spä­ter habe ich einige Umbau­ten vor­ge­nom­men – das Pro­fil der Buch­hand­lung hat sich dann all­mäh­lich ver­än­dert. Jeder Buch­händ­ler hat da seine per­sön­li­che Handschrift.

 

Wie ist die Situa­tion der Buch­hand­lun­gen in der Stadt? Gibt es meh­rere und wie kom­men sie mit­ein­an­der aus?

In der Zeit, in der ich hier bin, hat sich eini­ges getan. Als ich begann, gab es in Eisen­ach vier Buch­hand­lun­gen. Ein Ver­tre­ter, der 2008 mit einem Kol­le­gen von einem Ver­lag zu Besuch kam, sagte, dass man in Eisen­ach prak­tisch jeden Typ einer Buch­hand­lung fin­den könne. Hier die indi­vi­du­elle, etwas anspruchs­vol­lere, inha­ber­ge­führte Buch­hand­lung, in der Karls­straße die Tha­lia-Buch­hand­lung als Groß­buch­hand­lung, dann gab es noch eine grö­ßere Buch­hand­lung in der Karl­straße mit Bil­lig­an­ge­bo­ten und moder­nem Anti­qua­riat, dann gab es an der gegen­über­lie­gen­den Seite des Mark­tes eine kleine Buch­hand­lung mit einem Schwer­punk für Kin­der­bü­cher. Heute gibt es noch zwei Buch­hand­lun­gen. Zuerst gab die Kin­der­buch­hand­lung auf, zwei indi­vi­du­elle Buch­hand­lun­gen an einem Stand­ort waren offen­bar zuviel. Wenn­gleich es kein aus­ge­spro­che­nes Kon­kur­renz­ver­hält­nis zwi­schen uns gab, hätte im ande­ren Fall viel­leicht ich auf­ge­ben müs­sen. Nach der Schlie­ßung die­ser Buch­hand­lung machte sich das für mich durch den Kun­den­zu­wachs direkt bemerk­bar. Die zweite Groß­buch­hand­lung zog noch drei Mal um, ver­klei­nerte sich dabei immer wei­ter und im ver­gan­ge­nen Jahr strich ihr Inha­ber schließ­lich die Segel. Mit Tha­lia und uns blei­ben zwei Buch­hand­lun­gen, die sich inhalt­lich stark unter­schei­den. Damit ist eine Situa­tion erreicht, mit der wahr­schein­lich beide leben kön­nen. Tha­lia ist heute am Ort, wo frü­her die Volks­buch­hand­lung war. Tha­lia liegt mit­ten in der Ein­kaufs­straße und hat einen weit grö­ße­ren Umsatz als wir. Wir haben zum Bei­spiel keine der soge­nann­ten Non-Book-Arti­kel, die Tha­lia vertreibt.

 

Spie­len Best­sel­ler für Sie eine Rolle?

In gewis­ser Hin­sicht spie­len sie schon eine Rolle, aber ich hänge keine Best­sel­ler-Liste aus und habe auch kein ent­spre­chen­des Regal ein­ge­rich­tet. Jedes Buch, das in der Buch­hand­lung zu fin­den ist, ist über mei­nen Schreib­tisch gegan­gen. Dar­un­ter fin­det sich ab und an auch ein Best­sel­ler. Ich kaufe natür­lich auch Bücher ein, die mich nicht inter­es­sie­ren, wenn es dafür ein Kun­den­in­ter­esse gibt, aber Best­sel­ler als sol­che wer­den hier nicht ange­prie­sen. Wir ver­su­chen, über per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen zu arbei­ten. Wenn ein Buch sehr erfolg­reich ist, haben wir das schon da, aber ich schaue selbst eigent­lich gar nicht auf die Best­sel­ler-Lis­ten, um Bücher zu ordern. Wenn ich mal dar­auf schaue, stelle ich meist fest, dass dar­auf Bücher gelis­tet sind, die wir nicht haben und die bei uns auch nicht ver­langt wer­den. Best­sel­ler ist ja nicht gleich­be­deu­tend mit „bes­ten Büchern“.

 

Muss man als Inha­ber einer Buch­hand­lung wie der Ihren ein Idea­list sein?

Wenn ich mit die­sem klei­nen Laden eine Kopie der gro­ßen Buch­hand­lung wäre, würde es mich als Buch­händ­ler längst nicht mehr geben. Unsere Kun­den sind über­haupt nicht auf Tische aus, auf denen 50 Exem­plare eines Titels lie­gen, sie kom­men ganz bewusst zu uns, weil sie das Indi­vi­du­elle, das Beson­dere suchen. In der Hin­sicht funk­tio­niert das Geschäft zwi­schen gro­ßer und klei­ner Buch­hand­lung. Wenn man die Frage nach dem Idea­lis­ten im Gegen­satz zum Mate­ria­lis­ten sieht, der inter­es­siert ist, mög­lichst viel Geld anzu­häu­fen, dann ist der Buch­han­del von vorn­her­ein der fal­sche Ort dafür. Invest­ment­fonds wür­den kaum in Buch­hand­lun­gen inves­tie­ren, das war schon zu allen Zei­ten so. Der Buch­han­del kann nur mit dem Inter­esse für das Buch eine erfül­lende Tätig­keit sein. Wer mehr­mals im Jahr in den Urlaub fah­ren möchte, ist hier fehl am Platz. In der Hin­sicht gehört viel­leicht ein gewis­ser Idea­lis­mus dazu. Aber auch ich muss meine Rech­nun­gen bezah­len und meine Fami­lie ernäh­ren. Das Ganze muss sich tra­gen. Im Ver­gleich zu ande­ren Bran­chen ist der Ertrag sicher nicht so groß, aber wenn einem die Mate­rie Buch, Texte, Lite­ra­tur etwas geben, dann ist man hier gut aufgehoben.

 

K. Des­halb bin ich bei Ihnen und nicht bei Tha­lia. Wenn ich Ko Machi­das „Ver­such eine Glücks­gott los­zu­wer­den“ aus dem Cass-Ver­lag hier vor mir im Regal sehe oder die Titel von Jochen Miss­feldt, dann bin ich sicher, dass ich diese Bücher bei Tha­lia nicht ent­de­cken würde. Man könnte mir die Bücher allen­falls auf Ver­lan­gen bestel­len. Wer den neuen John Gris­ham haben möchte, der fin­det den bei Ama­zon genauso wie bei Thalia. 

 

Den haben wir meis­tens auch ein Mal da – und wenn es gut läuft, ver­kau­fen wir auch den einen. Man­ches Mal kom­men auch Kun­den, die sich bei uns nicht wohl­füh­len, weil sie diese Art Lite­ra­tur hier nicht fin­den. Würde man die hier ein­sper­ren, sage ich zuwei­len scherz­haft, wür­den sie selbst nach län­ge­rem Suchen nichts für sich fin­den. Ich ver­stehe unsere Buch­hand­lung als Bücher­ka­bi­nett, dem trägt die Ein­rich­tung Rech­nung. Man kann in ihr wan­deln und Ent­de­ckun­gen machen. Es gibt einige Tau­send Bücher, die dafür Raum bieten.

 

Kom­men viele Kun­den, die sich bera­ten las­sen, die sich etwas emp­feh­len lassen?

Viele kom­men, um über ein Buch zu spre­chen. Allein des­halb könnte ich es mir nicht erlau­ben, nicht zu lesen, meine Bücher nicht zu ken­nen. Einige Kun­den las­sen sich immer wie­der Bücher emp­feh­len – für sich selbst oder als Geschenk. In der Hin­sicht ist es auch gut, bele­sen zu sein. Ich habe schon immer gern gele­sen, auch bevor ich die Buch­hand­lung hatte. Ohne dass ich eine Liste führe, würde ich sagen, dass es doch viele Kun­den sind, die das Gespräch suchen und sich bera­ten las­sen, von mir oder mei­ner Kol­le­gin. Das hat im Ver­gleich zu den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch nicht abge­nom­men, auch wenn man heute im Inter­net viel nach­le­sen kann.

 

Sie haben noch Mitarbeiter?

Die Buch­hand­lung war schon 2008, als ich sie über­nom­men habe, so auf­ge­stellt, dass es neben dem Inha­ber eine halbe Stelle gab. Und das ist bis heute so geblie­ben. Zwi­schen­zeit­lich hat­ten wir ein­mal eine Aus­zu­bil­dende. Ich hatte einige Jahre einen Mit­ar­bei­ter, der jedoch im letz­ten Jahr nach Erfurt zu Peter­knecht wech­selte, weil er dort eine ganze Stelle fand. Seit­dem unter­stützt mich meine Part­ne­rin im Geschäft, was sehr gut funk­tio­niert. Der ein­zige Nach­teil an die­sem Modell liegt darin, dass wir für gemein­same Urlaube eine Ver­tre­tung für die Buch­hand­lung suchen müssen.

 

Wie sieht sieht ein typi­scher Arbeits­tag bei Ihnen aus?

Die Buch­hand­lung öff­net um 9 Uhr. Ich fange meis­ten auch nicht viel frü­her an. Wenn ich eher da bin, erle­dige ich pri­vate Dinge. Zuerst küm­mere ich mich im Geschäft um die Kasse, gebe die Erträge vom Vor­tag ein. Dann geht es um die Bücher. Wir bekom­men von Diens­tag bis Sonn­abend Ware. Der Mit­ar­bei­ter des Groß­händ­lers lie­fert zei­tig am Mor­gen und stellt die Ware in unser Lager. Ich packe also die Kun­den­be­stel­lun­gen und die Ver­lags­be­stel­lun­gen aus. Der Groß­händ­ler fun­giert nicht nur für sich, son­dern auch als Lie­fe­rant der Ver­lags­be­stel­lun­gen, die er in den diver­sen Ver­lags­aus­lie­fe­run­gen ein­ge­sam­melt hat. Das ist im wesent­li­chen die täg­lich ablau­fende Rou­tine. Dazu kom­men Nach­be­stel­lun­gen oder Auf­träge von einer Schule oder einer Biblio­thek, die bear­bei­tet wer­den müs­sen. Die Buch­hal­tung ist auch ein nicht zu unter­schät­zen­der Pos­ten – obgleich wir die Buchun­gen für unser Steu­er­büro ledig­lich vor­be­rei­ten. Momen­tan ist wie­der Ver­tre­ter­zeit. In Vor­be­rei­tung der Ver­tre­ter­be­su­che sind die zahl­rei­chen Vor­schauen durchzuarbeiten.

 

Spie­len die Buch­mes­sen für Sie eine Rolle?

Eigent­lich weni­ger. Wir machen unsere Bestel­lun­gen in der Regel vom Laden aus. Auf der Messe sich über die Bücher zu infor­mie­ren wäre illu­so­risch. Ich habe noch nie auf der Messe etwas für die Buch­hand­lung bestellt. Wenn ich auf die Messe nach Leip­zig fahre, dann bin ich dort eher als Pri­vat­per­son. Dort schaue ich mir inter­na­tio­nal prä­mierte Bücher an. Vor allem höre ich mir aber Autoren an, die auf der Messe lesen – auf der Messe selbst und im Pro­gramm um die Messe herum. Das ist es, was die Messe für mich aus­macht. Wenn ich dort einem Ver­tre­ter begegne, dann spricht man schon ein paar Worte, aber man sieht die Ver­tre­ter ohne­hin zwei­mal im Jahr in der Buch­hand­lung. Hier hat man die Zeit, über die Titel zu spre­chen und hier hat man die nötige Auf­merk­sam­keit der Vertreter.

 

Wel­che Rolle spielt regio­nale Lite­ra­tur für Ihre Buchhandlung?

Regio­nale Lite­ra­tur spielt nicht die aller­größte Rolle. Wenn etwas zu Eisen­ach erscheint, dann gibt es natür­lich gro­ßes Inter­esse. Ein­zelne Kun­den haben ein beson­de­res kul­tur­ge­schicht­li­ches Inter­essse. Die Tou­ris­ten kau­fen eher mal einen Thü­rin­gen-Krimi. Luther und Bach wer­den auch nach­ge­fragt, aber dafür gibt es die ein­schlä­gi­gen Buch­an­ge­bote in weit grö­ße­rer Breite im Bach­haus und im Luther­haus. Thü­rin­ger Autoren wer­den nicht so stark nach­ge­fragt. Wenn Romane im Feuil­le­ton bespro­chen wer­den, die im Osten spie­len oder ein­schlä­gige The­men auf­grei­fen, dann ist bei der Eisen­acher Bevöl­ke­rung, am ehes­ten bei den über Vier­zig­jäh­ri­gen, ein stär­ke­res Inter­esse vor­han­den. Wenn Sig­rid Damm ein neues Buch her­aus­bringt, dann gibt es hier ver­mut­lich stär­ke­res Inter­esse dafür als in Bran­den­burg. Der ganz große Thü­rin­gen-Roman muss viel­leicht noch geschrie­ben werden.

 

Was kön­nen Sie über das Alters­spek­trum Ihrer Kun­den sagen?

Wenn man von den Eisen­ach­ern und nicht von den Tou­ris­ten aus­geht, spie­gelt sich die Bevöl­ke­rungs­struk­tur der Stadt auch in der Buch­hand­lung wider. Zu den Kun­den gehö­ren viele junge Müt­ter, die Bücher für ihre Kin­der kau­fen. Das geht bis in den Bereich der Jugend­li­te­ra­tur. Wie in vie­len Klein­städ­ten ohne Uni­ver­si­tät – ich klam­mere die Eisen­acher Duale Hoch­schule ein­mal aus – ist es hier so, dass die meis­ten jun­gen Leute nach dem Abitur in andere Städte gehen. Gefühlt ist die Gruppe der Zwan­zig- bis Drei­ßig­jäh­ri­gen nicht so groß. Im Som­mer kom­men viele Fami­lien und jün­gere Leute als Besu­cher in die Stadt und auch in die Buch­hand­lung. Ohne die Tou­ris­ten Eisen­achs könn­ten wir sicher nicht in der Form bestehen.

 

Hat sich das Buch­han­dels­ge­schäft in den letz­ten Jah­ren durch den Inter­net­han­del verändert?

Als ich begann, war Ama­zon schon längst Rea­li­tät. Damals lag dort der Schwer­punkt auf Büchern, heute könnte Ama­zon ver­mut­lich getrost auf das Buch­han­dels­se­ge­ment ver­zich­ten. Als Ama­zon schlechte Presse erhielt, weil ruch­bar wurde, wie die Ange­stell­ten dort behan­delt wer­den, kam eine Reihe von Kun­den, die sag­ten, dass sie nicht län­ger bei Ama­zon kau­fen möch­ten. In der Hin­sicht sind sogar ein paar Kun­den hin­zu­ge­kom­men. Ich stelle auch fest, dass hin und wie­der Kun­den zurück­keh­ren, denen das Lesen auf dem E‑Book-Rea­der nicht zusagt und sie zum Papier­buch zurück­keh­ren. Prin­zi­pi­ell ist alles, was in der Buch­bran­che in den letz­ten Jah­ren an Neue­run­gen hin­zu­ge­kom­men ist, wie E‑Books und Inter­net­han­del, dem dem klas­si­schen Buch­han­del nicht zugute gekom­men, son­dern gro­ßen Kon­zer­nen. Der Anti­qua­ri­ats­be­reich hat sich ebenso voll­kom­men ver­än­dert. Klas­si­sche Geschäfte haben kaum noch Bestand und Platt­for­men wie das ZVAB wur­den längst von Ama­zon auf­ge­kauft. Von vier Buch­hand­lun­gen in Eisen­ach gibt es noch zwei. Deutsch­land­weit ist die Anzahl der Buch­hand­lun­gen ste­tig zurück­ge­gan­gen. Der Buch­han­del hat es nicht geschafft, die­ser Ent­wick­lung etwas Sub­stan­ti­el­les ent­ge­gen­zu­set­zen. Tha­lia und andere Buch­han­dels­ket­ten ver­su­chen, Ver­luste durch die Auf­nahme von soge­nann­ten Non-Book-Arti­keln in ihre Sor­ti­mente aus­zu­glei­chen. Wir machen das nicht. Abge­se­hen von ein paar Spie­len gibt es bei uns aus­schließ­lich Bücher.

 

Füh­ren Sie in Ihrer Buch­hand­lung oder auch an ande­ren Orten Ver­an­stal­tun­gen durch?

Wir haben im hin­te­ren Bereich noch einen Raum mit anti­qua­ri­schen Büchern. Dort hat­ten wir hin und wie­der auch Lesun­gen. Mein Vor­gän­ger hat viel Geld für Lesun­gen auf­ge­wen­det, was sich in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht ver­mut­lich nie getra­gen hat. Ich selbst bin weni­ger für Lesun­gen. Wenn sich mal eine Gele­gen­heit zu einer Lesung bot, wenn eine Stif­tung oder ein Ver­ein den Autor bezahlt hat, dann fan­den Lesun­gen statt. Aber die Erfah­run­gen haben mir gezeigt, dass Lesun­gen bei uns nicht soviel Publi­kum anzie­hen, dass sich eine Ver­an­stal­tung ohne zusätz­li­che För­de­rung tra­gen würde. Nicht zuletzt ist es auch eine Frage der per­so­nel­len Kapa­zi­tä­ten. Wenn Autoren in Eisen­ach ein­ge­la­den wer­den, dann rich­ten wir oft Bücher­ti­sche aus.

 

Gibt es The­men, die Ihnen als Buch­händ­ler momen­tan auf den Nägeln brennen?

Der Buch­han­del hat es trotz Bran­chen­ver­band nicht geschafft, eine Alter­na­tive für die Bür­ger zu schaf­fen, eine Platt­form für jeden ein­zel­nen Buch­händ­ler, aber auch für alle gemein­sam, über die er den Bran­chen­rie­sen ent­ge­gen­tre­ten kann. Einer mei­ner Freunde arbei­tet in einer gro­ßen Firma, in der die Ange­stell­ten als Fir­men­ge­schenke Gut­scheine für Ama­zon erhal­ten. Der kauft zwangs­läu­fig bei Ama­zon ein. Wenn der Buch­han­del solch ein Modell ent­wi­ckelt hätte, von dem die ein­zel­nen Buch­hand­lun­gen – je nach Lage – pro­fi­tie­ren könn­ten, wo Kun­den z.B. auch E‑Books bestel­len könn­ten, dann hätte Ama­zon heute nicht eine sol­che Vor­macht­stel­lung auf dem Buch­markt. Da ich für Kun­den auch anti­qua­ri­sche Bücher bestelle, bin ich in ein­zel­nen Fäl­len gezwun­gen, bei Ama­zon oder zuge­hö­ri­gen Platt­for­men zu bestel­len. Für mich pri­vat habe ich das weit­ge­hend ein­ge­schränkt, aber man kommt in vie­ler­lei Hin­sicht nicht mehr darum herum. Das wäre alles weni­ger pro­ble­ma­tisch, wenn es ein fai­rer Mit­be­wer­ber auf dem deut­schen Markt wäre und hier Steu­ern zah­len würde. Das halte ich auch gesamt­ge­sell­schaft­lich für höchst bedenklich.

Herr Sie­ring, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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