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Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller
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Thomas Spaniel
Reihe »Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller« / Thüringer Literaturrat e.V.
1. Was verbindet Sie, nicht nur beim Schreiben, mit Thüringen?
Da ich Fernreisen nicht mag, freue ich mich immer wieder über so viel geschichtliche und landschaftliche Vielfalt auf derart kleinem Raum. Entgegen allen gehässigen und dümmlichen Reduktionsversuchen (sic!).
2. Was bringt Sie zum Schreiben?
Sinnliche Wahrnehmungen. Ich gehe an einem Haus vorbei, in dem sich früher ein Milchgeschäft befand – jetzt zu einer Wohnung umgebaut. Als Kind kaufte ich hier Milch in einer Aluminiummilchkanne. Es roch in dem kleinen Laden säuerlich. Ich stelle mir vor, daß dieser Geruch noch heute nachts aus den Mauern strömt.
3. Führen Sie Tagebuch oder ähnliche Aufzeichnungen, die Ihnen beim literarischen Schreiben helfen?
Lose Aufzeichnungen. Sporadisch, undatiert. Gelegentlich werden Gedichte daraus. Zum Teil nach Jahren. Oder es bleibt bei Notizen. Wegrandglossen.
4. Haben Sie feste Schreibstunden? Was/wer hält Sie vom Schreiben ab? Sind Sie ein Prokrastinateur?
Keine festen Zeiten. Die Texte bestimmen den Ablauf, nicht ich. Sie kommen häufig ungerufen. Ich muß dann folgen, reagieren. Am liebsten auf dem Teppich sitzend, mit Bleistift, in ein Moleskine oder ähnliches. Schädlich wirken sich Schreibtische und beruflicher Streß aus. Nur ungern schiebe ich etwas vor mir her.
5. Ihr Lieblingsort – in Thüringen oder anderswo?
Einen Lieblingsort habe ich nicht. Wohl aber kann ich einige – für mich – magische Orte aufzählen. Das Dorf Gumperda gehört dazu. Dort wohnte ich mit einer schönen blondhaarigen Frau und unseren zwei kleinen Töchtern in einem Schloß unter dem Dach.
6. Wo haben Sie das Thema zu Ihrem letzten Buch gefunden?
Ich weiß nicht, ob man bei Gedichten von Themen sprechen kann. Die Anlässe für die Texte kamen – und kommen – aber häufig aus unmittelbarer geografischer Nähe (Siehe oben unter Nr.1).
7. Ihr Lieblingsbuch?
Da ich nicht nur vorwiegend Gedichte schreibe, sondern auch oft welche lese, kann ich kein Lieblingsbuch vorweisen. Mich beeindrucken eher einzelne Texte oder Autoren. Der Band von Tomas Tranströmer „Das große Rätsel“ hat mich fasziniert. Er enthält neben einer Handvoll Haikus nur fünf neue Texte. Ein starkes Plädoyer gegen die Geschwätzigkeit in der Literatur.
8. Haben Sie schon einmal etwas bereut, das Sie geschrieben haben?
Nein. Oder doch?
9. Was war für Sie Ihr größter Erfolg?
Während einer Literaturwerkstatt meine Frau kennengelernt zu haben.
10. Welches Wissensgebiet interessiert Sie neben der Literatur am meisten?
Ich bin sehr wissensdurstig.
11. Was ist für Sie Stil?
Weglassenkönnen. Und Hüte tragen.
12. Wer ist für Sie die bedeutendste Person in Thüringen oder anderswo?
Mich interessieren vorwiegend Ergebnisse, Werke, Wirkungen. Oder schöne Zeilen („The Future never spoke“ – Emily Dickinson). „Future“ hat sie übrigens großgeschrieben.
13. Hat man neben dem Schreiben noch Lust auf Bücher und Lesen – oder halten Sie es mit Kurt Tucholsky: Das bißchen, was ich lese, schreib ich mir selbst?
Bücher gehören für mich zu den wichtigsten Lebensmitteln.
14. Ihr Lieblingsschlager oder Lieblingsvolkslied?
Ein Gendefekt hindert mich daran, Schlager zu hören. Ansonsten vielleicht: Hannes Wader »Es ist an der Zeit«. Hat das Zeug zum Volkslied.
15. Haben Sie ein (Lebens-)Motto?
Ja, aber das ist nicht von mir: No ideas but in things (William Carlos Williams).
Abb.: Copyright Thomas Spaniel.
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