Martin Luther – »Vom Himmel hoch, da komm ich her«

Person

Martin Luther

Thema

Jede Woche ein Gedicht

Autor

Martin Luther

Enstehungsjahr 1534.

Mar­tin Luther

Vom Him­mel hoch, da komm ich her

 

Es kam ein Engel hell und klar
von Gott aufs Feld zur Hirtenschar;
der war gar sehr von Her­zen froh
und sprach zu ihnen fröh­lich so:
Valen­tin Tril­ler (1555)

 

1. Vom Him­mel hoch, da komm ich her.
Ich bring’ euch gute neue Mär,
Der guten Mär bring ich so viel,
Davon ich singn und sagen will.

2. Euch ist ein Kind­lein heut’ geborn
Von einer Jung­frau auserkorn,
Ein Kin­de­lein, so zart und fein,
Das soll eu’r Freud und Wonne sein.

3. Es ist der Herr Christ, unser Gott,
Der will euch führn aus aller Not,
Er will eu’r Hei­land sel­ber sein,
Von allen Sün­den machen rein.

4. Er bringt euch alle Seligkeit,
Die Gott der Vater hat bereit,
Daß ihr mit uns im Himmelreich
Sollt leben nun und ewiglich.

5. So mer­ket nun das Zei­chen recht:
Die Krippe, Win­de­lein so schlecht,
Da fin­det ihr das Kind gelegt,
Das alle Welt erhält und trägt.

6. Des laßt uns alle fröh­lich sein
Und mit den Hir­ten gehn hinein,
Zu sehn, was Gott uns hat beschert,
Mit sei­nem lie­ben Sohn verehrt.

7. Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin!
Was liegt dort in dem Krippelein?
Wes ist das schöne Kindelein?
Es ist das liebe Jesulein.

8. Sei mir will­kom­men, edler Gast!
Den Sün­der nicht ver­schmä­het hast
Und kommst ins Elend her zu mir,
Wie soll ich immer dan­ken dir?

9. Ach, Herr, du Schöp­fer aller Ding,
Wie bist du wor­den so gering,
Daß du da liegst auf dür­rem Gras,
Davon ein Rind und Esel aß!

10. Und wär’ die Welt viel­mal so weit,
Von Edel­stein und Gold bereit’,
So wär sie doch dir viel zu klein,
Zu sein ein enges Wiegelein.

11. Der Sam­met und die Seide dein,
Das ist grob Heu und Windelein,
Dar­auf du König groß und reich
Her­prangst, als wär’s dein Himmelreich.

12. Das hat also gefal­len dir,
Die Wahr­heit anzu­zei­gen mir:
Wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
Vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.

13. Ach, mein herz­lie­bes Jesulein,
Mach dir ein rein, sanft Bettelein,
Zu ruhen in meins Her­zens Schrein,
Daß ich nim­mer ver­gesse dein.

14. Davon ich all­zeit fröh­lich sei,
Zu sprin­gen, sin­gen immer frei
Das rechte Sus­a­ninne schon,
Mit Her­zens­lust den süßen Ton.

15. Lob, Ehr sei Gott im höchs­ten Thron,
Der uns schenkt sei­nen ein’gen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar
Und sin­gen uns solch neues Jahr.

(Ent­ste­hungs­jahr 1534.)

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