Pobstzella
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»Die erste thü­rin­gi­sche Stadt ist das kleine gewerbsame Probst­zella, mit sei­nem Knol­len­kirch­turm frei­lich noch ins Baye­ri­sche hin­über­rei­chend. Ich schaue für ein hal­bes Stünd­chen in sein ‚Haus des Vol­kes’; das ist ein nicht unin­ter­es­san­ter Ver­such arbei­ter­li­chen Massenkomforts.« 

(Wer­ner Ber­gen­gruen, 1934)

Aus Probst­zella stammt der vor allem an der Frei­ber­ger Berg­aka­de­mie wir­kende Mine­ra­loge August Breit­haupt (1791–1873), der von 1836 bis 1847 ein »Voll­stän­di­ges Hand­buch der Mine­ra­lo­gie« in drei Bän­den vorlegte.

Probst­zella war wäh­rend der deut­schen Tei­lung als Grenz­ort der Bahn­stre­cke Ber­lin-Mün­chen ein Begriff. Da das Grenz­ge­biet ansons­ten nicht zugäng­lich war, hatte es jedoch kaum ein DDR-Bür­ger je gese­hen. So war auch wenig bekannt, dass sich in Probst­zella mit dem von dem Archi­tek­ten Alfred Arndt (1896–1876) im Auf­trag des aus Saal­feld stam­men­den Indus­tri­el­len Franz Itting (1875–1967) erbau­ten »Haus des Vol­kes« (1925–1927) das größte Bau­haus-Ensem­ble Thü­rin­gens befindet.

Roman Grafe hat in dem Buch »Die Grenze durch Deutsch­land« (2002) das Schick­sal Ittings als Ver­folg­tem unter Natio­nal­so­zia­lis­ten und Kom­mu­nis­ten ein­drucks­voll beschrieben.

Mar­tin Wal­ser beschreibt in sei­nem Buch »Meine Lebens­rei­sen« von 2012 die Pro­ze­dur einer Zoll­ab­fer­ti­gung in Probst­zella. Probst­zella und Thü­rin­gen gerie­ten 2008 bis 2010 in die Schlag­zei­len, als es darum ging, den ehe­ma­li­gen Grenz­bahn­hof als Zeit­do­ku­ment zu erhal­ten, Stadt und Land dafür jedoch weder Geld noch Sinn auf­brach­ten. Der Abriß erfolgte trotz bun­des­wei­ten Protests.