Grab von Sophie von Kühn
[Grüningen]

Lokation

Kirchberg
99718 Grüningen

51.23107, 10.96774

Person

Friedrich von Hardenberg (Novalis)

Zugehörige Gemeinde

Grüningen

Gebiet

Dichtergräber in Thüringen

Autor

Sebastian Graf

Thüringer Literaturrat e.V.

Der frühe Tod sei­ner Gelieb­ten am 19. März 1797 stürzt den Dich­ter Nova­lis in eine schwere Lebens­krise. Bereits am 10. März, neun Tage vor Sophies Tod, ver­lässt Nova­lis Grü­nin­gen – in der Gewiss­heit, seine Ver­lobte nicht wie­der zu sehen. Erst am 16. April fin­det der Dich­ter die Kraft, das Grab der Gelieb­ten zu besu­chen. Das in der Lite­ra­tur­ge­schichte als »Vision am Grabe« berühmt gewor­dene Erleb­nis ereilt Nova­lis am 13. Mai des­sel­ben Jah­res. Es wurde lange Zeit als »Urer­leb­nis« sei­ner dich­te­ri­schen Ent­wick­lung gedeu­tet. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ver­lust sei­ner Ver­lob­ten stellte sich für Nova­lis buch­stäb­lich als ein Dia­log mit dem Jen­seits dar:

Abends ging ich zu Sophien. Dort war ich unbe­schreib­lich freu­dig – auf­blit­zende Enthu­si­as­mus-Momente. – Das Grab blies ich wie Staub vor mir hin. – Jahr­hun­derte waren wie Momente – ihre Nähe war fühl­bar – ich glaubte, sie solle immer vortreten.

Die dia­lek­ti­sche Kern­idee sei­ner spä­te­ren Phi­lo­so­phie lag darin bereits vor­be­rei­tet: die Aus­söh­nung von Imma­nenz und Tran­szen­denz, das Über­kom­men des Leben-Tod-Dua­lis­mus. Sophie erschien dem jun­gen Schrift­stel­ler als eine Mitt­le­rin zwi­schen jenen dia­lek­ti­schen Polen. In einer mys­ti­schen Über­hö­hung erschuf Nova­lis in der Figur sei­ner Sophie eine zeit­lose Ikone. Die Ver­söh­nung des Irdi­schen und des Himm­li­schen wird für den Roman­ti­ker fortan zur poe­ti­schen Lebensaufgabe. 

Heute erin­nert eine Gedenk­ta­fel an der süd­li­chen Außen­wand der Grü­nin­ger Petrus­kir­che an Sophie von Kühn. Die Stelle ihres Gra­bes ist nicht bekannt.

Ein anony­mer Ein­trag im Grü­nin­ger Kir­chen­buch, der auf den 19. März 1797 datiert und höchst­wahr­schein­lich von Nova­lis stammt, ist überliefert:

Ver­blühe denn, du süße Früh­lings Blume
Gott pflanzte dich ins beßre Leben ein.
In sei­ner ewgen Liebe Hei­lig­t­hume
Da wirst du unge­trübt uns Him­mels­wonne seyn!

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