Tautenburg – Von der Sommerfrische zum Zufluchtsort
3 : Das Treffen aus Sicht von Lou Andreas-Salomé

Personen

Friedrich Nietzsche

Lou Andreas-Salomé

Ort

Pfarrhaus Tautenburg

Thema

Thüringen als Sommerfrische

Autor

Gerhard Schaumann

Gerhard Schaumann: Tautenburg bei Jena. Kulturgeschichte einer thüringischen Sommerfrische, quartus-Verlag, Bucha bei Jena 1999.
Lou Andreas-Salomé: Lebensrückblick, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1974.

In ihrer Auto­bio­gra­fie »Lebens­rück­blick« beschreibt Lou Andreas-Salomé die Zeit mit Nietz­sche in Tau­ten­burg über­wie­gend posi­tiv: »Anfangs schei­nen zwi­schen Nietz­sche und mir Strei­tig­kei­ten statt­ge­fun­den zu haben, ver­an­laßt durch aller­lei Geschwätz, das mir bis jetzt unver­ständ­lich geblie­ben ist, weil es sich mit kei­ner­lei Wirk­lich­keit deckte, und des­sen wir uns als­bald ent­le­dig­ten, um ein rei­ches Mit­ein­an­der­sein zu erle­ben, mit mög­lichs­ter Aus­schal­tung stö­ren­der Drit­ter. In Nietz­sches Gedan­ken­reise kam ich hier viel tie­fer hin­ein als in Rom oder unter­wegs: von sei­nen Wer­ken kannte ich noch nichts außer der ›Fröh­li­chen Wis­sen­schaft‹, die er noch in letz­ter Arbeit hatte und aus der er uns schon in Rom vorlas«.
Sie fand in der Per­son Nietz­sches der Tau­ten­bur­ger Zeit bereits das wei­tere Werk vor­ge­prägt: »An Nietz­sche fühlte man aber bereits, was ihn über seine Apho­ris­men­samm­lun­gen hin­aus und dem ›Zara­thus­tra‹ ent­ge­gen­füh­ren sollte: die tiefe Bewe­gung des Gott­su­chers Nietz­sche, der von Reli­gion her­kam und auf Reli­gi­ons­pro­phe­tie hinging«.
Jedoch musste sie seine Hoff­nung einer gemein­sa­men Lebens­phase ebenso ent­täu­schen, wie das Ansin­nen seine Nach­fol­ge­rin zu wer­den: »Nach­dem ich für den Herbst nach Stibbe zurück­ge­reist war, kamen wir noch ein­mal mit Nietz­sche für drei Wochen im Okto­ber im Leip­zig zusam­men. Nie­mand von uns bei­den ahnte, daß es zum letz­ten Male sei«.
Tau­ten­burg und Nietz­sche war für Lou Andreas-Salomé, wie sie nach ihrer Ver­hei­ra­tung mit dem Göt­tin­ger Ori­en­ta­lis­ten F. C. Andreas hieß, nur eine Sta­tion ihres unge­wöhn­li­chen Lebens­we­ges, der sie mit bedeu­ten­den Per­sön­lich­kei­ten zusammenführte.
Tau­ten­burg und die Begeg­nung mit Nietz­sche war der Beginn des Weges einer eman­zi­pier­ten moder­nen Frau, den sie bis zum Ende ihres Lebens mit gro­ßer Kon­se­quenz gegan­gen ist.

 Tautenburg – Von der Sommerfrische zum Zufluchtsort:

  1. »Herr Hahnemann, der Hahn muß weg!«
  2. Endlich ist sie da. Lou Andreas-Salomé und Nietzsche im Pfarrhaus.
  3. Das Treffen aus Sicht von Lou Andreas-Salomé
  4. Auf Einladung des Pfarrers hier – Joachim Ringelnatz und Helene Böhlau
  5. Die ›fröhliche Wissenschaft‹ im Wald
  6. Reinhard Johannes Sorge - Auf der Suche nach Stille und Natur
  7. Tautenburg als Oase der Ruhe im Krieg – Ricarda Huch
  8. James Krüss oder das Treffen der Helgoländer
  9. Exkurs: Ein Kult auf der Hohen Lehde – Eugen Diederichs und der ›Serakreis‹
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