Sidonia Hedwig Zäunemann – Wegbereiterin der Frauenemanzipation
2 : Plaue: Neusisser Berg

Person

Sidonia Hedwig Zäunemann

Orte

Ilmenau

Angelroda

Plaue

Themen

Literarisches Thüringen um 1800

Weibliche Perspektiven

Autor

Jürgen M. Paasch

Thüringer Literaturrat e.V.

Am 11. Dezem­ber 1740 macht sich Sido­nia Hed­wig Zäu­ne­mann von ihrer Hei­mat­stadt Erfurt aus auf den Weg nach Ilmenau, um dort die Schwes­ter, Mar­tha Pau­lina, und ihren Schwa­ger, den gelehr­ten und berühm­ten Medici und hoch­fürst­li­chen säch­sisch-wey­ma­ri­schen Stadt‑, Land‑ und Berg­amts-Phy­sici zu Ilmenau Dr. Kunad, zu besu­chen. Sie ist zu Pferde unter­wegs und trägt, wie so oft, einen Reit­an­zug männ­li­chen Zuschnitts, und die Zäu­ne­mann weiß, was sie tut:

Man wen­det zwar dar­wi­der ein:
Kein Weib soll Man­nes-Klei­der tra­gen.
(Wenn es gelegne Zeit wird seyn,
Will ich hier­auf die Ant­wort sagen.

Eine 29-jäh­rige Ama­zone, die sich Motion machen wollte. Sie pas­siert Arn­stadt, dann Plaue, rei­tet durch das Tal der Zah­men Gera, die an die­sem 3. Advent Hoch­was­ser führt und ihrem Namen spot­tet. Sie hat das Dörf­chen Angel­roda schon im Blick. Noch 10 km lie­gen vor ihr bis zum Ziel – noch eine gute säch­si­sche Post­meile und ein Steg bis Ilmenau. Als sie den Holz­steg über­que­ren will, gibt er nach, Ross und Rei­te­rin wer­den vom Fluss weggerissen…

Am 12. Dezem­ber wird Zäu­ne­manns Leich­nam in der Plaue­ner Flur, an den Ufern der Zah­men Gera am Fuß des Neu­sis­ser Ber­ges, gebor­gen. Die berühmte Erfur­ti­sche Poe­tin …Sidon. Hedw. Zau­ne­mann, wel­che in der fata­len gros­sen Ergies­sung der Was­ser vor kur­zer Zeit auf einer von Erfurt nach Ill­menau ange­stell­ten Reise, lei­der! das Zeit­li­che mit dem Ewi­gen im Was­ser ver­wech­selt steht im Jahr dar­auf in einem Münz‑Katalog zu lesen, der auch Zäunemann‑Gedenktaler taxiert. Numismatenpoesie.

Ein paar Jahre zuvor hatte Sido­nia Hed­wig Zäu­ne­mann – nicht getrie­ben von Advents­ge­füh­len, son­dern mit Andäch­ti­gen Feld- und Pfingst-Gedan­ken eine Ross­tour, wobey es bestän­dig don­nerte, blitzte, auch zuwei­len etwas reg­nete, in Verse ver­wan­delt. Sie ritt auch damals nach …Ilmenau:

Wie viel­mahl bin ich schon den Weg all­hier gerit­ten,
Und den­noch, Gott sey Lob! ist nie mein Roß geglit­ten:
Mein Pferd ist nie gestürzt, so scharf ich auch gejagt.
Zwar ein­mahls machte mich mein Hengst etwas ver­zagt;
Allein dein star­ker Schutz ließ mich nicht in den Hecken,
Viel­wen­ger in Gefahr ver­za­gen oder ste­cken.
Du Höchs­ter! warst mein Schirm, dein Engel brachte mich
Gesund und wohl nach Haus; und darum preis ich dich.
Wenn mich ein Regen-Guß den gan­zen Weg gefüh­ret,
Daß ich kein trock­nes Fleck an Kleid und Leib ver­spüh­ret;
Wenn mich der Sturm gedreht, so hab ich doch gelacht;
Es hat mir nichts geschadt. Wenn mich die finstre Nacht,
Da kaum vor Dun­kel­heit die Pfüt­zen zu erbli­cken,
Mich über Stock und Stein und über schmahle Brü­cken
Und Berge hin­ge­führt, nahm ich doch nie Gefahr,
Noch Schre­cken, oder Furcht, noch Wid­rig­kei­ten wahr.
Der finstre Tan­nen-Wald hat mich gar nicht erschre­cket,
Viel­mehr sein sanft Geräusch die größte Lust erwe­cket.
Ver­suchts, es rei­set sich des Nachts in Wäl­dern schön;
Ich habs erst nicht geglaubt; nun hab ich es gesehn.

 Sidonia Hedwig Zäunemann – Wegbereiterin der Frauenemanzipation:

  1. Ilmenau: Bergwerksstollen »Gottes Gabe« und »Johannesschacht«
  2. Plaue: Neusisser Berg
  3. Plaue: Kirchhof Unserer Lieben Frau
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