Jean Paul in Thüringen
3 : Jean Paul in Ilmenau

Personen

Jean Paul Richter

Karl Ludwig von Knebel

Ort

Ilmenau

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Julia Knapp; Bernhard Echte

Jean Pauls Orte - Ein Projekt des Vereins

Jean Paul 2013 e.V.

Wir spie­len die­selbe höhere Melo­die, aber jedes trägt sie in einer ande­ren Ton­art vor.
Jean Paul an Caro­line von Feuch­ters­le­ben, 8. Juli 1800

Vier Mal kam Jean Paul nach Ilmenau: drei Mal, um Karl Lud­wig von Kne­bel, den Freund Goe­thes, zu besu­chen (1799), ein vier­tes Mal wegen einer Ver­lob­ten (1800). Die ers­ten drei Auf­ent­halte gin­gen gut aus, der vierte schlecht.

Dabei stan­den die Vor­zei­chen genau umge­kehrt. Denn Goe­the war kei­nes­wegs gut auf Jean Paul zu spre­chen, seit des­sen Roman »Hespe­rus« (1795) dem kurz zuvor erschie­ne­nen »Wil­helm Meis­ter« glatt die Schau gestoh­len hatte. Selbst in Wei­mar schwärmte man mehr für das Buch des unbe­kann­ten Ober­fran­ken als für den epo­cha­len Ent­wick­lungs­ro­man des Klas­si­kers vom Frau­en­plan. Schil­ler hielt zwar prin­zi­pi­en­treu zu Goe­the, doch aus­ge­rech­net Kne­bel, Goe­thes »Urfreund«, ent­zog sich in dem Streit der Soli­da­ri­täts­pflicht und brachte dem Neu­ling aus Nir­gendwo eine herz­li­che Sym­pa­thie ent­ge­gen. Jean Pauls Besu­che in Ilmenau ver­lie­fen nach Kne­bels Emp­fin­den dann auch »sehr erfreu­lich«, so daß es 1805 sogar zu einem Gegen­be­such in Bay­reuth kam. Und die Kor­re­spon­denz zwi­schen bei­den hielt noch wei­tere zehn Jahre an.

Die lei­dige Liebe hin­ge­gen…! Es war ein Fräu­lein namens Caro­line von Feuch­ters­le­ben, zart, adlig und 25 Jahre jung, dem Jean Pauls flam­mende Gefühle gal­ten. Und sie waren erwi­dert wor­den. Nach weni­gen Tagen per­sön­li­cher Bekannt­schaft, aber umso mehr Brie­fen, hatte man sich – ver­lobt! Der dich­tende junge Mann aus dem Volke und das blau­blü­tige Fräu­lein aus altem Hild­burg­häu­ser Geschlecht! Die Fami­lie der Ver­lob­ten hatte har­ten Wider­stand geleis­tet und war nur durch Her­ders krea­tive Dar­stel­lung von Jean Pauls Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen zu einem wider­wil­lin­gen Ein­len­ken bewegt wor­den – aller­dings unter der Bedin­gung, dass der Dich­ter der Fami­lie drei Jahre lang nicht unter die Augen trete. So traf man sich in Ilmenau.

Doch die Begeg­nung hielt nicht, was der gefühl­volle Brief­wech­sel ver­spro­chen hatte. Der Zau­ber zer­sprang. Her­der, der als guter Geist mit­ge­kom­men war, konnte nur taten­los zuschauen, wie Jean Paul plötz­lich scheute wie ein jun­ger Gaul – und davon­sprang. Das sit­zen­ge­las­sene adlige Fräu­lein war untröst­lich und ver­wand die Ent­täu­schung lange nicht. Auch Jean Paul ging die Sache näher als sonst: Um Ilmenau machte er fortan einen Bogen. Und es sollte sein letz­tes gelös­tes Ver­löb­nis bleiben.

 Jean Paul in Thüringen:

  1. Jean Paul in Weimar
  2. Jean Paul in Gotha
  3. Jean Paul in Ilmenau
  4. Jean Paul in Meiningen
  5. Jean Paul in Oßmannstedt
  6. Jean Paul in Hildburghausen
  7. Jean Paul in Löbichau
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