»Trauer um Siegfried Schütt« – Ein Nachruf von Holger Uske

Person

Siegfried Schütt

Ort

Dietzhausen

Thema

Nachrufe & Gedenken

Autor

Holger Uske

Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Der Thü­rin­ger Schrift­stel­ler­ver­band trau­ert um sein Mit­glied Sieg­fried Schütt. Er ver­starb am 21. Sep­tem­ber 2022 in Suhl.

 

Sieg­fried Schütt stammte aus der Lau­sitz. 1937 in Lüb­benau gebo­ren und dort auf­ge­wach­sen, hörte man ihm den im frän­ki­schen Thü­rin­gen frem­den Ton­fall an. Die Uner­müd­lich­keit sei­nes Stre­bens spie­gelt sich auch in sei­nem Lebens­lauf. Darin fin­den sich Tätig­kei­ten als Schiffs­junge an Bord eines Hoch­see­traw­lers (1952), Arbeit als Deko­ra­teur und schließ­lich als Bag­ger­fah­rer – der er dann 1960/61 für ein Jahr auch in Her­ford in NRW war.

Nach sei­ner Rück­kehr in die DDR wirkte er als Beton­fach­ar­bei­ter in Calau, war aber auch schon als »Volks­kor­re­spon­dent« tätig, wie damals das neben­be­ruf­li­che Schrei­ben für Zei­tun­gen genannt wurde. 1967 zog er nach Thü­rin­gen und arbei­tete bis 1990 als Kor­rek­tor bei der SED-Bezirks­zei­tung »Freies Wort« in Suhl, ab 1990 ‑1993 dann bei der unab­hän­gig gewor­de­nen Zei­tung als Endredakteur.

Das Schrei­ben beglei­tete ihn in die­ser gan­zen Zeit. Man mag sich vor­stel­len, wie er oft spät­abends und nachts in der Dru­cke­rei saß – und tags­über Lite­ra­tur schuf. 1972 bis 1975 stu­dierte er im Fern­stu­dium am Lite­ra­tur­in­sti­tut Leip­zig. Ab 1980 betei­ligte er sich als Kan­di­dat des Schrift­stel­ler­ver­ban­des des Bezir­kes Suhl aktiv am lite­ra­ri­schen Leben der Region, 1990 wurde er dann Mit­glied des neu gegrün­de­ten Thü­rin­ger Schriftstellerverbandes.

Neben die­sem Wir­ken in der und für die Region wer­den seine Bücher in Erin­ne­rung blei­ben. Die Palette sei­ner Werke reicht vom Auf­ar­bei­ten his­to­ri­scher The­men wie der Geschichte des Elek­tro­ge­rä­te­wer­kes Suhl (1986), der »Sim­son-Legende« (2006) oder der Auf­se­hen erre­gen­den Doku­men­ta­tion zu Theo­dor Ober­län­der (1995), dem eins­ti­gen bun­des­deut­schen Ver­trie­be­nen­mi­nis­ter, sei­nen lite­ra­ri­schen Erst­ling »Tau­ben­som­mer« 1981 beim Mili­tär­ver­lag, »Befreit, ver­folgt und tot­ge­schwie­gen« zu den Gescheh­nis­sen 1945 in der Lau­sitz (2004) bis hin zu sei­nem liebs­ten Buch »Liebe, Liebe, lass mich los. Goe­the und die Frauen« 2001 und dem gemein­sam mit sei­ner Frau im quar­tus ver­lag Bucha 2009 publi­zier­ten Band »Das große Fres­sen. Grim­mige Fabeln und fabel­hafte Mär­chen«, einem wun­der­ba­ren Band, des­sen Texte alt­her­ge­brachte For­men mit zeit­ge­nös­si­schen Inhal­ten äußerst kunst­voll verbinden.

Die Thü­rin­ger Lite­ra­tur ver­liert mit Sieg­fried Schütt eine wich­tige Stimme, die sich sprach­lich gekonnt beson­de­ren Details hie­si­gen Lebens, hie­si­ger Kunst und Geschichte zuwandte. Die­ser Ton­fall wird im Chor der lite­ra­ri­schen Stim­men des Lan­des fehlen.

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