»Der Spaziergang« – Auf Schillers Spuren in Jena
1 : Blick zum Jenzig vom Ufer der Saale

Person

Friedrich von Schiller

Ort

Jena

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Wolfgang Haak

Thüringer Literaturrat e.V.

Sei mir gegrüßt, mein Berg mit dem röt­lich strah­len­den Gip­fel!
Sei mir, Sonne, gegrüßt, die ihn so lieb­lich bescheint!
Dich auch grüß ich, belebte Flur, euch, säu­selnde Lin­den,
Und den fröh­li­chen Chor, der auf den Ästen sich wiegt,
Ruhige Bläue, dich auch, die uner­meß­lich sich aus­gießt
Um das braune Gebirg, über den grü­nen­den Wald,
Auch um mich, der end­lich ent­flohn des Zim­mers Gefäng­nis
Und dem engen Gespräch freu­dig sich ret­tet zu dir.
Dei­ner Lüfte bal­sa­mi­scher Strom durch­rinnt mich erqui­ckend,
Und den durs­ti­gen Blick labt das ener­gi­sche Licht.
Kräf­tig auf blü­hen­der Au erglän­zen die wech­seln­den Far­ben,
Aber der rei­zende Streit löset in Anmut sich auf.
Frei emp­fängt mich die Wiese mit weit­hin ver­brei­te­tem Tep­pich,
Durch ihr freund­li­ches Grün schlingt sich der länd­li­che Pfad,
Um mich summt die geschäf­tige Bien, mit zwei­feln­dem Flü­gel
Wiegt der Schmet­ter­ling sich über dem röt­li­chen Klee.
Glü­hend trifft mich der Sonne Pfeil, still lie­gen die Weste,
Nur der Ler­che Gesang wir­belt in hei­te­rer Luft.
(Der Spa­zier­gang, Auszug)

 

Lei­der gibt es kei­nen Beleg dafür, dass Schil­ler tat­säch­lich auf dem Jen­zig gewe­sen ist. Aber vor Augen hatte er ihn ganz sicher. Das muss dem heu­ti­gen Spa­zier­gän­ger als Faust­pfand genü­gen, wenn er den Berg erblickt und schließ­lich die vor­dere Ter­rasse des Jen­zigs, die Hun­nen­kappe in einer Höhe von 363 m ü. NN, erklimmt.

Geo­lo­gisch betrach­tet steht man dann auf Muschel­kalk­bän­ken aus dem Trias, die vor rund 240 Mil­lio­nen Jah­ren ent­stan­den. Der Jen­zig zählt zurecht zu den Sie­ben Wun­dern Jenas: »ara, caput, draco, mons, pons, vul­pe­cula tur­ris, Wei­ge­liana domus, sep­tem mira­cula Jenae.« Sied­lungs­be­funde aus der u. a.  Bronze- und Eisen­zeit bele­gen die frühe Bedeu­tung der mar­kan­ten Erhe­bung. 1157 besaß Kai­ser Bar­ba­rossa jenen »mon­tem Gen­zege«. Viel­leicht wegen des Weins der am Süd­hang bereits ange­baut wurde? 

 »Der Spaziergang« – Auf Schillers Spuren in Jena:

  1. Blick zum Jenzig vom Ufer der Saale
  2. Über die Camsdorfer Brücke – auch eines der Sieben Wunder Jenas
  3. An der Schillerkirche »Unserer Lieben Frau«
  4. Am Gasthaus »Zur Distelschänke«
  5. Am Beginn des Zick-Zack-Weges
  6. Den Jenzig-Waldweg entlang
  7. »Nie kehrst du wieder goldene Zeit« - Bank zum Verweilen
  8. Jenzig-Gipfel mit Blick ins Saaletal und auf Jena
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