Der Spaziergang – Auf Schillers Spuren in Jena
7 : »Nie kehrst du wieder goldene Zeit« – Bank zum Verweilen

Ort

Jena

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Wolfgang Haak

Thüringer Literaturrat e.V.

Auch wenn der Spa­zier­gang, wie es sich gehört, ab und an vom Weg gedan­ken­voll abweicht, befin­det sich der Wan­de­rer hier noch immer auf dem schlän­gelnde Pfad durch die naive Natur, beseelt von ihrem Erle­ben. Aber von hier aus lohnt sich der Blick übers Tal hin­über zum Land­gra­fen und Jäger­berg. Auf die Schlacht­fel­der von 1806! 

In einem bei Jena lie­gen­den Dorf, erzählte mir, auf einer Reise nach Frank­furt, der Gast­wirt, dass sich meh­rere Stun­den nach der Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz von der Armee des Prin­zen von Hohen­lohe ver­las­sen und von Fran­zo­sen, die es für besetzt gehal­ten, umringt gewe­sen wäre, ein ein­zel­ner preu­ßi­scher Rei­ter darin gezeigt hätte; und ver­si­cherte mir, dass wenn alle Sol­da­ten, die an die­sem Tage mit­ge­foch­ten, so tap­fer gewe­sen wären, wie die­ser, die Fran­zo­sen hät­ten geschla­gen wer­den müs­sen, wären sie auch noch drei­mal stär­ker gewe­sen, als sie in der Tat waren.

Mit die­sem atem­be­rau­ben­den Satz beginnt Hein­rich Kleists Anek­dote aus dem letz­ten preu­ßi­schen Kriege. Mit dem Dorf könnte Vier­zehn­hei­li­gen, Lüt­zeroda oder Krip­pen­dorf gemeint sein. Am 14. Okto­ber 1806 wurde die besagte Hohen­loh­sche Armee von den Trup­pen Napo­le­ons ver­nich­tend geschla­gen. Ein furcht­ba­res Gemet­zel.  In die­ser Schlacht lie­ßen 10.000 Preu­ßen ihr Leben und wei­tere 3.000 gerie­ten in Gefan­gen­schaft. Die Fran­zo­sen ver­lo­ren unge­fähr 7.500 Soldaten.

Seine Fes­seln zer­bricht der Mensch. Der Beglückte! Zer­riss‹ er
Mit den Fes­seln der Furcht nur nicht den Zügel der Scham!
Frei­heit ruft die Ver­nunft, Frei­heit die wilde Begierde,
Von der heil­gen Natur rin­gen sie lüs­tern sich los.
Ach, da rei­ßen im Sturm die Anker, die an dem Ufer
War­nend ihn hiel­ten, ihn faßt mäch­tig der flu­tende Strom,
Ins Unend­li­che reißt er ihn hin, die Küste ver­schwin­det,
Hoch auf der Flu­ten Gebirg wiegt sich ent­mas­tet der Kahn,
Hin­ter Wol­ken erlö­schen des Wagens beharr­li­che Sterne,
Blei­bend ist nichts mehr, es irrt selbst in dem Busen der Gott.
Aus dem Gesprä­che ver­schwin­det die Wahr­heit, Glau­ben und Treue
Aus dem Leben, es lügt selbst auf der Lippe der Schwur.
(Der Spa­zier­gang, Auszug)

 Der Spaziergang – Auf Schillers Spuren in Jena:

  1. Blick zum Jenzig vom Ufer der Saale
  2. Über die Camsdorfer Brücke – auch eines der Sieben Wunder Jenas
  3. An der Schillerkirche »Unserer Lieben Frau«
  4. Am Gasthaus »Zur Distelschänke«
  5. Am Beginn des Zick-Zack-Weges
  6. Den Jenzig-Waldweg entlang
  7. »Nie kehrst du wieder goldene Zeit« - Bank zum Verweilen
  8. Jenzig-Gipfel mit Blick ins Saaletal und auf Jena
Diesen Artikel teilen:

Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio

Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2024 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]

URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/der-spaziergang-auf-schillers-spuren-in-jena/2284-2/]