In Erinnerung an den 21. Juni 1933, als auf der Höhe bei Niedergrunstedt Bücher verbrannt wurden.
Eine Veranstaltung u.a. mit Wolfgang Haak und Christoph Schmitz-Scholemann.
Seit einiger Zeit wird auch in Weimar am 10. Mai daran erinnert, dass man an jenem Datum im Jahre 1933 in Deutschland missliebigen Büchern Scheiterhaufen errichtete. Die Autoren der verbrannten Bücher hatten gemeinsam, dass sie im nationalsozialistischen Deutschland als minderwertig und gefährlich galten, weil sie humanistische und demokratische Überzeugungen vertraten. Weil sie Kommunisten waren oder jüdischen Glaubens. Weniger bekannt ist, dass es in Thüringen in diesem Rahmen mit Jena und Weimar zwei Bücherverbrennungen gab und dass diese in Niedergrunstedt stattfand.
Der Ev.-Luth. Kirchengemeindeverband Buchfart-Legefeld, die Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. und Pfarrer Joachim Neubert laden ein, sich nach 85 Jahren gemeinsam mit Kai Sauer, Wolfgang Haak, Christoph Schmitz Scholemann, Harry Stein, Johannes Bock, der Organistin Grit Roos und der Geigerin Paula Roos an dieses Datum zu erinnern und Auszüge aus Büchern und Musikwerken zu hören, die damals dem nationalsozialistischen Gedankengut zum Opfer fielen. Es waren Werke u.a. von Vicky Baum, Lion Feuchtwanger, Alfred Kerr, Ernst Lissauer, Emil Ludwig, Erich Maria Remarque, Roda-Roda, Artur Schnitzler, Kurt Tucholsky, Jakob Wassermann, Franz Werfen und Stephan Zweig.
Hintergrund
Seit 1924 beeinflusste in Thüringen die Vereinigte Völkische Liste die Landespolitik, ab 1930 war hier die NSDAP erstmals in Deutschland an einer Landesregierung beteiligt. Der damalige Thüringer Innen- und Volksbildungsminister Frick (NSDAP) ließ unmittelbar nach Amtsantritt den öffentlichen Raum von Kunstwerken und Büchern säubern, die ihm als „undeutsch“ erschienen. Öffentliche Bibliotheken mussten solche Bücher aus ihren Beständen nehmen.
Zum 21. Juni 1933 lud die Ortsgruppe Weimar des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Vereins (DHV) zu seiner Sonnenwendfeier nach Niedergrunstedt ein. Der DHV war seinerzeit eine der größeren Gewerkschaften und vom Verbot der Gewerkschaften ausgenommen worden, da er sich schon lange als völkisch-nationalistische Organisation an die Seite der NSDAP gestellt hatte.
Die Weimarische Zeitung vermerkte am nächsten Tag: „Nach dem gemeinsamen Gesang des Liedes Wir treten an zum Beten […] übergab der Ortsgruppenvorsteher den Flammen einige Schundwerke.“
Die Veranstaltung wurde nicht nur von Bürgern der Stadt Weimar besucht. Auch ein „größerer Teil der Einwohnerschaft Niedergrunstedts“ war zugegen, als die Schriften von deutschen und österreichischen Autoren jüdischer Herkunft wie „Vicky Baum, Lion Feuchtwanger, Alfred Kerr, Ernst Lissauer, Emil Ludwig, Erich Maria Remarque, Roda-Roda, Artur Schnitzler, Kurt Tucholsky, Jakob Wassermann, Franz Werfen und Stephan Zweig“ den Flammen übergeben wurden.
Außer kurzen Artikeln in der Lokalpresse fand das Ereignis aber keinen medialen Widerhall. Lag es daran, dass trotz der ambivalenten Rolle Weimars eine Bücherverbrennung als „kultureller Reinigungsakt“ nicht gut ankam? Oder war die Ursache, dass andere fast zeitgleich stattfindende Veranstaltungen mehr Beachtung fanden? In Niedergrunstedt weiß heute kaum noch jemand von diesem Ereignis, und auch in Weimar sind es wohl nur wenige.
Der Ev.-Luth. Kirchengemeindeverband Buchfart-Legefeld und die Literarische Gesellschaft Thüringen e.V. laden ein, sich nach 85 Jahren an dieses Datum zu erinnern und Auszüge aus Büchern zu hören, die damals dem nationalsozialistischen Gedankengut zum Opfer fielen.
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