Frank Quilitzsch kehrte 2015 nach China zurück, um noch einmal jene Orte und Einrichtungen aufzusuchen, an denen er vor 25 Jahren unterrichtet hatte. Schon kurz nach der Landung rieben sich die Erinnerungen an der bizarren chinesischen Gegenwart. Damals, 1989, war gerade der Studentenaufstand auf dem »Platz des Himmlischen Friedens« niedergeschlagen worden, die Gesellschaft wirkte gelähmt, und auf den Straßen fuhren fast nur Fahrräder. Jetzt boomte die Wirtschaft, reckten sich Wolkenkratzer in den Himmel und verkehrten Expresszüge zwischen den Millionenstädten. – Doch wie ging es den Menschen? Eigentlich suchte der Rückkehrer seine Studentin Wang Wei, eine abenteuerliche Reise begann. Der durch seine Vietnam-Bücher und heiteren Erinnerungsbände bekannte Autor und TLZ-Redakteur lässt sich erneut von der asiatischen Kultur und Poesie verzaubern und wird vom modernen China überwältigt. Quilitzsch ist per Fahrrad, Bus und Transrapid unterwegs, begegnet Mao, Konfuzius und Deng Xiaopings Katze und lüftet das Rätsel um die Kopie des Weimarer Goethe-Schiller-Denkmals in Anting.
Frank Quilitzsch wurde 1957 in Halle an der Saale geboren und wuchs teilweise bei seinen Großeltern im sachsen-anhaltischen Dorf Mühlbeck auf. Bedingt durch den Diplomaten-Beruf seines Vaters besuchte er die Schule in Moskau, Potsdam-Babelsberg und Falkensee. Sein Germanistikstudium schloss er mit seiner Promotion ab. 1987 bis 1988 unterrichtete er Deutsch an der Damaskus-Universität in Syrien. Von 1989 bis 1990 folgte ein Aufenthalt als Lektor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Nanjing in der chinesischen Provinz Jiangtsu. Seit 1991 ist er Kulturredakteur der »Thüringischen Landeszeitung«; seit zwei Jahren bei der Mediengruppe Thüringen.
Landolf Scherzer hat bei Reisen den Zufall auf seiner Seite. Kaum ist er auf Kuba, stirbt Fidel Castro, und er erlebt er ein Land im Ausnahmezustand. Um so drängender wird die Frage, wie die Ideale der Revolution in der Gegenwart bestehen.
Wer in Kuba viel fragt, dem wird wenig erlaubt, lernt Scherzer schon am ersten Tag in Havanna. Also macht er es bei seinen Recherchen wie die Kubaner, er geht Umwege und improvisiert. Jede Busfahrt, jeder Einkauf, jeder Spaziergang beschert ihm überraschende Begegnungen und Lebensberichte. Er bewundert, wie unkonventionell die Kubaner den problematischen Alltag meistern und wie ungebrochen der Stolz auf die Revolution und ihre Errungenschaften ist. Aber mit Schlitzohrigkeit und Optimismus allein lassen sich die Konflikte, die die Öffnung Kubas mit sich bringt, nicht lösen. Was also muss bewahrt, was soll verändert werden?
Landolf Scherzer, 1941 in Dresden geboren, lebt als freier Schriftsteller in Thüringen. Er wurde durch Reportagen wie »Der Erste«, »Der Zweite« und »Der Letzte« bekannt. Nach »Der Grenzgänger« und »Immer geradeaus. Zu Fuß durch Europas Osten« erschienen zuletzt vielbeachtete Reportagen über China »Madame Zhou und der Fahrradfriseur« und über die aktuelle Situation in Griechenland »Stürzt die Götter vom Olymp«. 2015 erschien »Der Rote. Macht und Ohnmacht des Regierens.« Für seine literarische Arbeit erhielt er 2010 den Walter-Bauer-Preis.
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2024 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/Veranstaltung/literaturland-thueringen-unterwegs-in-berlin-3/]