Eine Deutschstunde zu russischer Geschichte und Gegenwart
Vortrag von Irina Scherbakowa.
Anschließend Gespräch mit Ulrike Müller.
Vor dem Hintergrund nationalsozialistischer und stalinistischer Verfolgung von AutorInnen stellt sie aktuelle politische Bezüge her. Themen wie ihre bittere Analyse der systematisch totalitären Zurichtung ihres Heimatlandes durch mediale Massenmanipulation (vgl. »Der Russland-Reflex« 2015, mit Karl Schlögel) gewinnen dabei an unmittelbarer Glaubwürdigkeit durch Scherbakowas konsequente Rückbindung an menschliche Erfahrung. Wie in ihren zahlreichen Publikationen werden auch an diesem Abend Aspekte ihrer eigenen Biografie eine besondere Rolle spielen (vgl.: »Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte«, 2017).
Irina Scherbakowa hat lange als Übersetzerin deutscher Belletristik ins Russische gearbeitet. Ende der 70er Jahre begann sie mit dem Sammeln von Tonbandaufzeichnungen der Erinnerungen von Stalinismus-Opfern und GULAG-Inhaftierten und war auch als Dozentin an der Russischen Staatlichen Universität für Humanwissenschaften Moskau im Bereich Oral History tätig.
Sie ist Mitbegründerin von »Memorial International«, der größten und ältesten zivilgesellschaftlichen Organisation Russlands, die entstanden ist als Bürgerrechtsbewegung zur Aufarbeitung der Verbrechen der Stalinzeit und quasi zeitgleich mit dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine verboten wurde – trotz zahlreicher Proteste und Solidaritätsbekundungen in Russland selbst und aus dem Ausland. Inzwischen hat Irina Scherbakowa ihr Heimatland verlassen. Irina Scherbakowa hatte zahlreiche Gastprofessuren inne und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Carl von Ossietzky-Preis, der Goethe-Medaille und vor wenigen Wochen mit dem Theodor-Heuß-Preis.
Die oben genannte Reihe wird getragen vom Haus der Weimarer Republik, der Literarischen Gesellschaft und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Die Erfurter Veranstaltung mit Irina Scherbakowa erfolgt in Kooperation mit dem Kultur: Dacheröden und dem Verein Erfurter Herbstlese.
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